25. Internationales Budoseminar 2015 der IAWO
 

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Einer der absoluten jährlichen Höhepunkte des Verbandes IAWO ist die Veranstaltung des  internationalen Budoseminars, das stets unter der bewährten Ausrichtung der Sportschule Gröger und des Bujinkan Dojos Bayreuth stattfindet. In diesem Jahr fand am 09. Mai 2015, um 10.00 Uhr, auf 4 Aktionsflächen in der Großsporthalle der Bayreuther Turnerschaft von 1861 e.V. dieses weit über die deutschen Grenzen hinaus bekannte und bedeutende Seminar statt.

Mit den Referenten und Trainern und ihren Seminarthemen:
- Shihan  Wolfgang Gröger,15. DAN, Budo-Taijutsu/Ninjutsu, Muto Dori,
- Shihan Walter Neubauer,10. DAN, Mittelalterliche Waffen und Kampfkunst,
- Shihan Joachim Schweitzer, 9.
DAN, Eskrima, Punyal, Jeet Kune Do,
- Shihan Oliver Gack, 8. DAN, All-Style-Karate / Kickboxen,
- Shihan Christian Hellmuth, 7.
DAN, Ju-Jutsu, Anti-Terror-Karate,
- Shihan Christian Daller, 6. DAN, Kobudo, Sparring und
- Shihan Rüdiger Schmiedel, 6. DAN, Tradionelles Karate
ist einerseits eine gelungene und individuelle Mischung von Spezialisten und Generalisten mit jahrzehntelanger praktischer Erfahrung und andererseits ein weitreichender Einblick in die verschiedenen Facetten des Budosports erfolgreich hergestellt worden. Dieses Seminar bietet:

·     - Wettkämpfern eine Weiterentwicklung,
- Trainern und Übungsleitern eine Fortbildung,
- Budosportlern eine praktische Wissenserweiterung und
- Einsteigern und Interessierten eine Entscheidungshilfe über die richtige Systemauswahl in:
- vielfältige und unterschiedliche asiatische und europäische Kampfsysteme,
- traditioneller Kampfkunst, moderner Selbstverteidigung und wettkampforientiertem Kampfsport
- in waffenloser Gefahrenabwehr und Waffentraining und
- wettkampforientiertem Training oder Breitensport.

 

Der Präsident der IAWO, Dipl.-Ing. Wolfgang Gröger, begrüßte zunächst die vielzähligen Teilnehmer, die mit hoher Erwartung sowohl aus den verschiedenen Bundesländern als auch aus dem Ausland angereist waren,
um dieses außergewöhnliche Seminar hautnah zu erleben.
 

Eskrima


(Joachim Schweitzer)


Bei diesem philippinischen Kampfsport handelt es sich um ein multifunktionelles System, das sich aus vielfältigen waffenlosen Techniken sowie aus Training mit unterschiedlichen Hieb-, Stoß- und Stichwaffen zusammensetzt. Unter gesundheitlichen Aspekten fördert Eskrima zudem in hohem Maße die Beweglichkeit, Konzentration und Koordination. Dominierend in dieser Kampfsportart sind die beeindruckenden Einzel- und Doppelstocktechniken. Zu Beginn dieser Seminareinheit übten die Teilnehmer verschiedene Koordinationsdrills in Form von gleichlaufenden Schlagabläufen mit dem Doppelstock als Partnerübung. Anschließend wurden Kampfdrills mit dem Einzelstock, die eine Kampfsituation simulieren, mit unterschiedlichen Schlagabläufen gelehrt und ebenfalls intensiv von den Teilnehmern geübt. Den Abschluss bildeten Stockentwaffnungen gegen Angriffe mit dem Stock unter eigenem Stockeinsatz, wobei diese Entwaffnungstechniken auch waffenlos gegen Stockangriffe eingesetzt werden können.  

Punyal (Joachim Schweitzer)

Mit dem Begriff Punyal werden die Messertechniken im Eskrima beschrieben. Die Ausführung dieser Techniken kann mit einem Messer, mit 2 Messern oder in der Kombination mit Stock und Messer erfolgen. Den Beginn dieser Lehreinheit bildete ein kombinierter Stock-/Messer-Drill als Partnerübung in einer 8-er-Schlagfolge; hierbei war jeder Partner mit einem Messer und einem Stock bewaffnet. Eine besondere Herausforderung stellt hier die Beinarbeit dar durch den Wechsel von der Langdistanz bei Stockeinsatz auf die Mittel- bzw. Kurzdistanz bei Messereinsatz. Im nächsten Seminarteil wurde ein Messerkampf mit einem Messer als Partnerübung simuliert, wobei die Partner das Messer in jeweils unterschiedlichen Griffhaltungen führen und ein ständiger bewegungsintensiver Wechsel zwischen Abwehr und Konterangriff  erfolgt. Abschließend wurden verschiedene waffenlose Entwaffnungen durch kurze, fließende und effektive Techniken gegen Messer-Attacken in Form von Schnitten und Stichen erfolgreich praktiziert.

 

Jeet Kune Do (Joachim Schweitzer)

Dieses chinesische System, auch bekannt als Jun Fan Jeet Kune Do oder Jun Fan Gung Fu, wurde von der Kampfsportlegende Bruce Lee begründet und wird von der Kampfsportwelt als sein Vermächtnis angesehen.  Bruce Lee selbst hat sein System seinerzeit nicht als Kampfkunstart, sondern als Kampfkunstprinzip verstanden und beschrieben. Es ermöglicht über kurze, effektive Aktionen schnelle und äußerst wirksame Zugänge sowohl in eine Angriffs- als auch in eine Verteidigungssituation zu finden. Dieses Prinzip ist daher bei vielen Kampfsportlern sehr beliebt, da es die Möglichkeit bietet, nach erfolgreichem Finden dieser Zugänge den Kampf mit dem erlernten eigenen System (z.B. Boxen, Judo, Karate) zu beenden. Die weitere Beliebtheit ergibt sich auch daraus, dass es sich sowohl um Angriffs- als auch um Verteidigungstechniken handelt. Im Rahmen dieser Lehreinheit wurden speziell Verteidigungstechniken gegen Angriffe mit Schlägen nachhaltig trainiert. Hierbei stand nicht das übliche Abwehrverhalten über Blocken der Angriffe im Vordergrund, sondern vielmehr die fließende Kombination von Stoppen, Weiterleiten und Sichern unter Ausnutzung der gegnerischen Schlagenergie. Abgeschlossen wurden diese Verteidigungstechniken mit vielfältigen und effektiven Schlag-, Hebel-, Sicherungs-, Transport- und Wurftechniken.

 

 
Mittelalterliche Waffen und Kampf 
(Walter Neubauer)

Im ersten Teil beschäftigten wir uns mit sogenannten Halbschwerttechniken aus dem  spätmittelalterlichen Harnischkampf (Kampf in Plattenrüstung).

Beim Kampf im Harnisch wird das Schwert mit der linken Hand in der Mitte der Klinge gegriffen um besser in Schwachstellen der Rüstung stoßen oder hebeln zu können.

Hauptaugenmerk legten wir dabei auf die Übertragbarkeit der Techniken auf den Stock (Bo,Jo).

Im zweiten Teil wurde ein Einblick in Handhabung und Abwehr des spätmittelalterlichen Scheibendolches (eine reine Stichwaffe des Spätmittelalters) vermittelt.

Im dritten Teil gab es einen kleinen Einblick in Technik und deren Anwendung mit dem sogenannten "Langen Messer" nach Meister Johannes Lecküchner

(er war ein Geistlicher und vermutlich auch Fechtlehrer, der im 15. Jahrhundert im Raum Nürnberg lebte). Er war Verfasser einer der umfangreichsten Abhandlungen über das Fechten mit dem langen Messer.

Das Lange Messer ist eine einschneidige Waffe die einhändig geführt wurde.

In der Messerlehre von Meister Lecküchner gibt es sehr viele Ähnlichkeiten zu Techniken aus den phillipinischen Kampfkünsten.

 

Ju-Jutsu und Anti-Terror-Karate


(Christian Hellmuth)

Im Rahmen des diesjährigen Budoseminars der IAWO am 09.05.2015, konnte auch der Vizepräsident der IAWO, Christian Hellmuth, als Referent gewonnen werden. Als Fachbereichsleiter für Ju-Jutsu und Anti-Terror- Karate, hielt er diesmal drei Trainingseinheiten ab. In den ersten beiden ging es um Wettkampftechniken aus dem Ju- Jutsu,  zunächst im Boden und danach im Stand. Es wurden Abschluss- Gegen- und Weiterführungstechniken gezeigt, die von den Teilnehmern eifrig geübt und im abschließenden Randori praktisch erprobt werden durften. Im Boden lag der Schwerpunkt auf Haltetechniken und deren vorzeitige Beendigung durch das Kombinieren mit verschiedenen Hebeltechniken, sowie Befreiungen aus eben solchen. Auch auf die Anwendung in der Selbstverteidigung wurde dabei eingegangen, vor allem, warum manche Techniken beispielsweise nicht sinnvoll sind, da sie zwar im Wettkampf effektiv, auf der Straße jedoch teilweise sogar gefährlich sind.

In der zweiten Einheit, bei den Standtechniken, lag der Schwerpunkt auf Würfen und dabei auf Fußfege- und Selbstfalltechniken, die auf Judomatten geübt werden konnten.

In der ATK- Einheit ging es diesmal um die Abwehr alltäglicher Gegenstände. Hellmuth demonstrierte zunächst die Abwehr von Glasflaschen und Maßkrügen und ging dabei besonders auf die Gefährlichkeit dieser Gegenstände ein, wenn diese zerbrochen und anschließend als Schnitt- oder Stichwaffe verwendet werden. Der Verteidiger muss in einem solchen Fall blitzschnell seine Strategie wechseln und aus dem konsequenten Gehen „in-den-Mann“ plötzlich eine Meidetaktik machen. Abschließend wurden noch große Gegenstände, wie Besen oder Schneeschaufeln abgewehrt und auch hier die Besonderheiten aufgezeigt. Auch das Handling einer solchen „Waffe“ will ersteinmal gelernt sein, denn die formbedingte Unwucht und die Länge erschweren die Techniken ungemein, so dass die Teilnehmer viel Erfahrungen gesammelt haben, aber auch reichlich Spaß dabei hatten.    

Sparring und Kobudo

(Christian Daller)

Christian Daller zeugte im ersten seiner zwei Teile „Zwei Schritt Sparring“ Übungen. Dabei konzentrierte er sich zunächst auf die Grundlagen, wie sie beim Vollkontakt zu beachten sind. Dazu gehört neben gutem Stand vor allem zunächst einmal die Deckungsarbeit. Beim Vollkontakt ist es wichtig, dass die Deckung möglichst großflächig am Körper anliegt, weil so die Energie von schweren Treffern am wenigsten Schaden anrichten kann. Dabei wurden, vor allem wegen der zeitlichen Begrenzung, ausschließlich Deckungsarbeit am Oberkörper gezeigt. Um sich an den Umgang mit harten Treffern zu gewöhnen, wurden die Teilnehmer aufgefordert sich langsam und aufeinander abgestimmt in der Intensität der Techniken zu steigern. Dabei wurden immer zwei Techniken aus einem vorher abgesprochenen Repertoire frei kombiniert, so dass während der Übungen keine mechanische Abfolge sondern vor allem die Aufmerksamkeit trainiert wurde. Zum Abschluss gaben die Teilnehmer eine Deckung vor, der Partner sollte dann gezielt auf die Deckung treffen, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie gut die eigene Deckung steht, wenn sie geordnet aufgebaut wurde.

Im zweiten Teil von Christian Daller zeigte der Fachgruppenleiter Kobudo Techniken mit dem Sai. Diese Waffe mit einer langen und zwei kurzen Zinken ist sehr vielseitig. Da die meisten Teilnehmer schon über Vorkenntnisse mit verschiedenen Waffen hatten, konnte Daller sich auf die Besonderheiten der Waffe konzentrieren. Dabei zeigte er Techniken über drei Distanzen, von Abwehr einfacher Reversgriffe bis hin zum unterstützen bzw. verstärken von Blocktechniken. Dabei wurde stets  der Schwerpunkt auf Elemente gelegt, die vor allem im Zusammenhang mit den speziellen Eigenschaften des Sai gezeigt, auch wenn man viele Techniken des Hanbo und einige der Kama mit dem Sai ähnlich ausführen kann.


Traditional Karate


(Rüdiger Schmiedel)

Hier wurden Grundelemente und zeitgemäße Strategien der Selbstverteidigung sowie auch im Straßenkampf praxisorientiert trainiert.


All-Style-Karate / Kickboxen
(Oliver Gack)

Oliver Gack zeigte eindrucksvoll Täuschungstechniken und Strategien beim Wettkampf und im Alltag sowie Weiterführungs- und Gegentechniken aus dem ASK.
 

Budo-Taijutsu / Ninjutsu, Goshin Taijutsu / Bodyguard / VIP


(Wolfgang Gröger)

In den ersten beiden Lehreinheiten zeigte Gröger eindrucksvoll die Prinzipien der Selbstverteidigung im Alltag gegen Messer, Stock und Faustfeuerwaffen (Revolver und Pistole) sowie Abwehr von Waffen mit anschließender Abführtechnik. Hier ging er insbesondere auf die Eigensicherheit bei der Abwehr dieser Waffen ein. Darüberhinaus erklärte er wichtige Aspekte aus dem Notwehrgesetz, der Prävention und Deeskalation.

Im dritten Teil wurden Spezielle Schwerttechniken der Ninja und deren waffenlose Verteidigung (Muto Dori) trainiert. Bei diesen Techniken zweigte Wolfgang Gröger einige Täuschungs- und Ablenktechniken bei Angriffen mit dem Schwert was eine waffenlose Abwehr mitunter sehr erschwerte.

Als am frühen Abend diese abwechslungsreiche und vielfältige Veranstaltung zu Ende ging, konnten die Teilnehmer auf ein außergewöhnliches Budoseminar mit vielen Inhalten und Höhepunkten zurückblicken. Wolfgang Gröger dankte den Teilnehmern für ihr besonderes Trainingsengagement. Die Begeisterung der Teilnehmer für die Themen und die Referenten und der hieraus resultierende Applaus ist ein Indiz dafür, dass die hohe Erwartungshaltung der Teilnehmer erfüllt worden ist,  und zudem ein deutlicher Ansporn für den Verband, das internationale Budoseminar auch im nächsten Jahr mit interessanten Inhalten fortzusetzen.

IAWO-Referenten

 

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