Waffenlehrgang

Europäische und Asiatische Waffen
und ihre Anwendung in der heutigen modernen Selbstverteidigung ersetzt durch Alltagsgegenstände

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Im Jubiläumsjahr des Verbandes hat die IAWO zu einem besonderen Jahresabschluss-Lehrgang mit verschiedenen Referenten und Trainern am 29.11.2015 nach Bayreuth eingeladen. Entsprechend groß war daher auch die Resonanz auf diese außergewöhnliche Veranstaltung, zu der viele Kampfsportler, Budokas und Interessierte teilweise weite Anreisen in Kauf genommen haben.

Nach der Begrüßung der Teilnehmer und Vorstellung der Lehrgangsinhalte durch den Präsidenten der IAWO, Dipl.-Ing. Wolfgang Gröger, startete dieser Tageslehrgang pünktlich um 10.15 Uhr.

Kubotan mit Shihan Wolfgang Gröger (13. DAN)

Der Kubotan ist eine japanische Waffe, die in den 80ziger Jahren von Soke Takayuki Kubota zur Selbstverteidigung entwickelt worden ist. Es handelt sich hierbei um einen ca. 10 bis 13 cm kurzen Stock aus Holz oder Metall, der heute z. B. als Schlüsselanhänger konzipiert ist und als Druckverstärker genutzt wird. Er wird in der Faust gehalten, wobei die beiden abgerundeten oder spitzen Enden an beiden Seiten etwas überstehen. Der Präsident der IAWO, Shihan Wolfgang Gröger, ist als anerkannter Fachmann für Selbstverteidigung weit über die deutschen Grenzen hinaus bekannt und daher als Referent und Trainer prädestiniert für den Umgang mit dieser Waffe. Wolfgang Gröger demonstrierte anschaulich die verschiedenen und vielseitigen Möglichkeiten der Handhabung dieser Waffe mittels Druck-, Stich-, Schlag- und Hebeltechniken. Auch der Einsatz gegen Nerv- und Schmerzpunkte bei verschiedensten Angriffen wurde anschaulich und nachvollziehbar demonstriert. In der Funktion eines Schlüsselanhängers eignet sich diese Waffe verbunden mit einem Schlüsselring darüber hinaus besonders für Schlagmuster, die den Techniken des Nunchaku sehr ähnlich sind.

Scheibendolch mit Shihan Walter Neubauer (10. DAN)


Die nächste Einheit beschäftigte sich mit mittelalterlicher europäischer Kampfkunst, in der neben vielzähligen anderen Waffen auch der Scheibendolch seine besondere Bedeutung hat. Als Referent und Trainer für den Umgang mit dieser Waffe konnte der Vizepräsident der IAWO, Shihan Walter Neubauer, gewonnen werden, der sich neben All-Style-Karate und weiteren asiatischen Kampfkünsten seit langer Zeit der mittelalterlichen Kampfkunst verschrieben hat und diese auch erfolgreich praktiziert und lehrt. Nach einer kurzen theoretischen Einführung demonstrierte Walter Neubauer eindrucksvoll den Umgang mit dieser Waffe und somit die weitreichenden Möglichkeiten zur Selbstverteidigung bei verschiedenen Angriffen. Die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten des ca. 30 cm langen Scheibendolchs sind im Alltag übersetzbar auf einen Kurzschlagstock. Die sich aus dieser Übersetzbarkeit ergebenden Möglichkeiten über verschiedene  Stoß-, Schlag-, Hebel-, und Wurftechniken wurden anschaulich dargestellt und nachhaltig geübt.

Eskrima mit Shihan Joachim Schweitzer (8. DAN)


Danach stand eine Exkursion in die philippinischen Kampfkünste des Arnis, Kali und Eskrima auf dem Programm. Der Fachbereichsleiter für Eskrima der IAWO, Shihan Joachim Schweitzer, als Referent und Trainer für diesen Lehrgangsteil beschäftigt sich neben vielzähligen anderen Kampfsportarten schon seit 15 Jahren mit Eskrima, die er auch in seinem Heimatverein unterrichtet. Die Techniken des ca. 60 cm langen Eskrima-Stocks lassen sich in hervorragender Weise auch auf Alltagsgegenstände, wie z.B. Kurz-Regenschirm, Gehstock, usw., in Verteidigungssituationen adäquat und schnell übertragen. Im Rahmen des Lehrgangs wurden verschiedene Entwaffnungen gegen waffenlose Attacken und Angriffe mit Schlag- und Stichwaffen und anschließender Weiterführung in Transport- und Festlegetechniken gelehrt. Den Abschluss bildete ein sogenannter Flow, bei dem ein einzelner Stockangriff mit einer Kette von kurzen Aktionen aus einer Kombination von mehreren hintereinander geschalteten Schlag- und Blocktechniken mit Stock oder Regenschirm verteidigt wurden.  

Tonfa mit Shihan Christian Hellmuth (7. DAN)


Die Tonfa gehört von ihrem Ursprung zu einer Reihe von japanischen Bauernwaffen, die sich in der Kampfkunstlehre des Kobudo wiederfinden und mit denen sich einst die Landbevölkerung gegen marodierende Samurai zur Wehr gesetzt hat. Ursprünglich aus Holz gehört die Tonfa heute in Hartgummiausführung in zunehmendem Maß zur Sicherheits-Ausstattung von Polizeibeamten und Sicherheitsfachkräften. Der Vizepräsident der IAWO, Shihan Christian Hellmuth, ist durch seinen Beruf als Polizeibeamter daher besonders prädestiniert für die Funktion des Referenten und Trainers bei dieser Lehreinheit. Die besondere Vielseitigkeit bei der Verwendung dieser Waffe zu Verteidigungszwecken ergibt sich durch den Seitarm. Die umfangreichen Einsatzmöglichkeiten dieses Schlagstocks über Stoß-, Schlag-, Drück-, Hebel-, Würge-, Wurf-, Transport-, Sicherungs-, aber auch Blocktechniken wurden von Christian Hellmuth anschaulich erläutert und demonstriert sowie anschließend von den Teilnehmern intensiv geübt.

Hanbo mit Shihan Ralf Kürschner (6. DAN)


Der Name des Referenten und Trainers ist eng verbunden mit dem in diesem Jahr begangenen 25jährigen Jubiläum des Verbands. Als Allrounder in verschiedenen japanischen Kampfsportarten wurde auch mit Spannung sein Lehrbeitrag zu diesem Jubiläumslehrgang erwartet. Bei dem Hanbo handelt es sich um den zwischen 90 und 110 cm langen Stock, der ebenso wie Tonfa und Bo auf die Tradition der japanischen Bauernwaffen zurückgeht. Die Selbstverteidigungstechniken lassen sich in ihrer Anwendung auch auf Alltagsgegenstände ähnlicher Größe, wie z.B. einen Stockschirm, übertragen. Sein Lehrgangsbeitrag gegen verschiedene Angriffe umfasste Abwehrtechniken mit dem Hanbo durch Würfe und kombinierte Hebel- und Sicherungs-/Transporttechniken, die erfolgreich den Teilnehmern vermittelt werden konnten und intensiv praktiziert wurden.

Bo mit Shihan Christian Daller (6. DAN)


Bei dem Bo handelt es sich um den Langstock in verschiedenen Längen, wobei der Bo mit 180 cm Länge am häufigsten im Kampfkunsttraining vorzufinden ist.  Einer schwierigen Aufgabe als Referent und Trainer hat sich somit der Fachbereichsleiter für Kobudo der IAWO, Shihan Christian Daller, mit diesem abschließenden Lehrgangsthema gestellt. Während die vorherigen Referenten ihre Themen auf reine Selbstverteidigungswaffen oder Waffen, die auf Alltagsgegenstände übertragbar sind und durch ihre Größe jederzeit mitgeführt werden können, bezogen haben, ergibt sich durch die Länge des Langstocks die Problematik in die Übertragung auf Alltagsgegenstände und das Mitführen im All-tag. Es bestehen jedoch vielfältige Möglichkeiten der alltagstauglichen Übertragung auf Haus- und Gartengeräte, z.B. Besen, Rechen, usw., bei Attacken in der Wohnung oder auf dem Grundstück und auf Arbeitsgeräte wie z.B. Schneeschaufeln bei beruflichen Angriffen, wie Christian Daller in Form von Ablenkungs-, Stoß- und Schlagtechniken eindrucksvoll zeigte.

Als am späten Nachmittag dieser außergewöhnliche Jubiläums-Lehrgang zu Ende ging, haben die Teilnehmer einen ereignisreichen Seminartag mit vielen anspruchsvollen Themen der Kampfkunst, Waffentraining der besonderen Art mit Übertragung auf die Alltagstauglichkeit und 6 TOP-Referenten erlebt. Der anschließende begeisterte Applaus hat in besonderem Maße diesen von allen Teilnehmern gewonnenen Eindruck wiedergegeben. 

 

Joachim Schweitzer Shihan 8. DAN
IAWO-Fachbereichsleiter Eskrima
(Mitglieder der IAWO e.V.)

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