23. Internationale Budoseminar der IAWO

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Am 11. Mai fand in Bayreuth das 23. Internationale Budoseminar der IAWO statt. Zu diesem Lehrgang kamen zahlreiche Teilnehmer aus verschiedenen Bundesländern nach Bayreuth. Zu Beginn des Lehrgangs begrüßte IAWO-Präsident Dipl. Ing. Wolfgang Gröger, Shihan 13. Dan Budo Taijutsu (Japan), die Teilnehmer. Im Anschluss stellte er die Seminarleiter vor und eröffnete das Budoseminar.

Zu den einzelnen Seminarteilen:
Waffenabwehr auf der Straße (mit Dipl. Ing. Wolfgang Gröger Shihan 13.Dan Bujinkan, IAWO-Präsident und IAWO-Fachvertreter für Selbstverteidigung und Budo-Taijutsu)
In diesem Unterrichtsblock zeigte Wolfgang Gröger Selbstverteidigungstechniken zur Waffenabwehr im Alltag. So wurden z. B. möglichst einfache und leicht nachvollziehbare Abwehrtechniken trainiert, bei Angriffen mit einem Stock, einer Kette, bei Messerangriffen sowie bei Angriffen mit einer Schusswaffe (Pistole). Natürlich wies Referent Gröger jeweils auch auf die einschlägigen Notwehrbestimmungen hin, insbesondere auf die Verhältnismäßigkeit der Mittel. Denn je nach Gefährlichkeit eines Angriffes sollte auch nur soweit erforderlich und  nötig abgewehrt werden.
Grundsätzlich gilt für Wolfgang Gröger immer noch der Grundsatz einer Gefahrensituation im Vorfeld aus dem Wege zu gehen bzw. Gefahrensituation zu meiden. Auch ist es grundsätzlich wichtig einen bevorstehenden Angriff möglichst frühzeitig zu deeskalieren. Denn jede Auseinandersetzung, egal welcher Art, gibt laut Gröger keinen wirklichen Sieger.

Stockeinsatz in der Selbstverteidigung - Hanbo-Jutsu (mit Dipl. Ing. Wolfgang Gröger Shihan 13.Dan Bujinkan, IAWO-Präsident und IAWO-Fachvertreter für Selbstverteidigung und Budo-Taijutsu)
In diesem Seminarteil zeigte Gröger viele Möglichkeiten wie man einen normalen Stock sowie auch einen Polizeistock wirkungsvoll in der Selbstverteidigung einsetzen kann. U. a. die Abwehr von Schlägen und Tritten, Abwehr von Gegenständen wie z. B. Messer oder Flasche, Abwehr von Belästigungen und Kontaktangriffen (z. B. Würgen, Reversfassen und Zuschlagen) etc.. Weiterhin zeigte er einige Hebel- und Transporttechniken mit dem Stock (z. B. Festlegen und Abführen eines Angreifers). Abschluss dieses Lehrgangsteils war die Abwehr mehrerer Angreifer. Hier demonstrierte er vor allem die grundsätzlichen Verhaltensweisen und Prinzipien bei diesen Angriffen. Natürlich hatten die Teilnehmer genügend Zeit zum Trainieren der einzelnen Prinzipien bzw. Techniken.

Mittelalterlicher Kampf (mit Walter Neubauer, Shihan 10. Dan, IAWO-Vizepräsident und Fachvertreter für All-Style-Karate)
1. Einheit: Langes Messer
Das Lange Messer ist eine einhändig geführte Blankwaffe mit einer geraden oder gebogenen Klinge. Kennzeichnendes Merkmal ist neben der durchgehenden „langen Schneide“ eine „kurze“ Rückenschneide (die Rückseite ist nur im oberen Bereich geschärft), sowie ein Parierelement an der Außenseite des Kreuzes (Parierstange). Anfangs handelt es sich um einen einfachen stiftförmigen Rüstnagel, später werden auch Parierringe oder muschelförmige Stichblätter verwendet. Sehr häufig findet sich auch eine messerartige Gefäßgestaltung mit genieteten Griffschalen. Das Lange Messer taucht im 14. Jahrhundert auf und scheint anfangs die Beiwehr des einfaches Mannes gewesen zu sein („Bauernwehr“). Später bediente sich auch der Adel dieser vielseitigen Waffe, nicht nur im Kampf, sondern auch auf der Jagd. Aus dieser Verwendung entstand schließlich der Hirschfänger, der noch ähnliche Merkmale wie das Lange Messer aufweist. Eine große Bedeutung für die Messerfechtkunst hat Johannes Lecküchner, der die Liechtenauersche Lehre auf das Lange Messer übertrug. Lecküchners Werk (1478 und 1482) ist eines der ausführlichsten Fechtbücher überhaupt. Aus Meister Lecküchners Messerlehre beschäftigten wir uns mit den wichtigsten Grundhäuen, Paraden u. Entwaffnungen aus dem so genanten "Pogen".

2. Einheit: Dolch
Der Dolch wird im Frühneuhochdeutschen als „Tegen“ oder „Degen“ bezeichnet. Es handelt sich um eine fast ausschließlich zum Stich verwendete Waffe mit einer Klingenlänge von 30 cm und mehr. Die Klinge konnte zweischneidig oder im Querschnitt auch drei und vierkantig sein kann. Neben dem Hodendolch (Nierendolch) war in der Zeit, mit der wir uns beschäftigen, vor allem der sog. Scheibendolch gebräuchlich, der aus einem runden Griff und einer zwei- oder dreischneidigen Klinge bestand. Anstelle der Parierstange war eine Scheibe angebracht, die die Hand beim Stich vor dem Abrutschen schützte. Aus dem Dolchfechten übten wir grundlegende Angriffstechniken, waffenlose Abwehren gegen die wichtigsten Angriffe mit dem Dolch, Techniken Dolch gegen Dolch und zum Abschluss ein paar Dolch abwehren aus dem Harnischkampf dem mittelalterlichen Kampf in Plattenrüstung bei dem die Trefferzonen auf Schwachstellen der Rüstung beschränkt sind.

3. Einheit: Ringen
Bei den waffenlosen Techniken lässt sich zwischen dem „Kampfringen” und dem „Ringen zu schimpf” (= unterhaltsames Ringen) unterschieden: Ersteres war für den Ernstkampf (mit oder ohne Harnisch) gedacht, während beim Zweiteren der sportliche Wettkampf im Vordergrund stand. Hier gab es einen (kleinen) Einblick in Wurfvorbereitungen u. Hebel aus dem Armringen und dazu sogenannte Brüche was heutzutage Konter u. Gegentechniken entspricht.

Eskrima (mit Joachim Schweitzer 8.Dan Shihan, IAWO-Fachvertreter für Eskrima)
Joachim Schweitzer unterrichtete in der ersten Eskrima-Lehreinheit Doppelstocktechniken aus dem Lehrprogramm der IAWO in Form von vielfältigen Koordinations- und Kampfdrills. Die multifunktionelle philippinische Kampfsportart Eskrima verfügt über die schnellsten und zudem noch beidhändig ausgeführten Stocktechniken. Im Rahmen von Partnerübungen kamen Drills in Form von Doppelstocktechniken, Einzelstocktechnik gegen Doppelstockangriff, Doppelstocktechnik gegen 2 Angreifer, Drills aus partnermäßig unterschiedlichen Angriffs-/Abwehrsituationen zum Einsatz.

In der zweiten Eskrima-Lehreinheit von Joachim Schweitzer wurden Stockentwaffnungen, sowohl Stock gegen Stock als auch waffenlos gegen Stock, gegen alle möglichen Angriffssituationen in Form von Schlägen, Stichen und Schnitten geübt. Darüber hinaus zeigte Joachim Schweitzer vielfältige weitere Varianten von Stockentwaffnungstechniken. Im Rahmen der Gefahrenabwehr ist der Stock für Schläge, Stöße, Stiche, Block -, Hebel- und Wurftechniken multifunktionell und besonders effektiv einsetzbar.

In der abschließenden Lehreinheit von Joachim Schweitzer wurde GTS-Neurobic in Form von Koordinations- und Entspannungsübungen auf der Grundlage von Eskrima trainiert. Hier ist insbesondere der gesundheitliche Aspekt dieser Sportart von besonderer Bedeutung. Die Verbesserung der Beweglichkeit, Ausdauer, Kraft und Schnelligkeit wird erfolgreich kombiniert mit der Förderung und Optimierung der Konzentration und des Koordinationsvermögens durch den Aufbau von neuronalen Vernetzungen. Deshalb wird GTS-Neurobic sowohl in Schulen als auch in Betriebssportgruppen, in der Physiotherapie, bei Gesundheitslehrgängen und Managementseminaren, usw. mit außergewöhnlichen Erfolg eingesetzt. Die nahezu unendliche Vielfalt und der Facettenreichtum dieses Sports und die hiermit verbundenen Möglichkeiten faszinieren und begeistern die Trainierenden noch nach Jahr-zehnten. GTS-Neurobic und Eskrima kann von der Kindheit an bis ins hohe Alter zur Verbesserung des körperlichen und geistigen Leistungsvermögens betrieben werden. Die Sportart ist bei Männern, Frauen und Kindern daher gleichermaßen beliebt.

Teakwondo (mit Lamine Doumbia Sensei, 2. Dan, IAWO-Fachvertreter Teakwondo)
Die Disziplin Taekwondo wurde bei diesem jährlich stattfindenden Budoseminar zum ersten Mal in der IAWO von Lamine Doumbia unterrichtet. Dieser Teil begann mit lockerem Aufwärmtraining, gefolgt von lustigen Partnerübungen. Lamine zeigte den Teilnehmern mehrere Grundtechniken sowie Ap, Chagi, Dollyo Chagi,Yop Chagi, Naeryo Chagi und Duit Chagi. Die unterschiedlichen Fußtechniken wurden mit Bahnenlauf und den für Taekwondo geeigneten Pratzen von den Teilnehmern mit Enthusiasmus geübt. Dabei wurden sowohl bei Einzeltechniken als auch bei Kombinationstechniken viele Tipps und Tricks gezeigt.

Ju-Jutsu (mit Christian Hellmuth Shihan 6. DAN, IAWO-Vizepräsident und IAWO-Fachvertreter für Ju-Jutsu und Anti-Terror-Karate)
Christian Hellmuth unterrichtete Wettkampf - Ju- Jutsu nach den aktuellen Wettkampfregeln für Ju-Jutsu Fighting des DJJB. Hierbei zeigte er den interessierten Teilnehmern vor allem wie sie ihre stileigenen Techniken im Ju- Jutsu regelkonform anwenden können. Der Schwerpunkt lag hierbei auf dem Übergang zwischen Part II und Part III, also das zu Boden bringen des Gegners, Hebel- und Würgetechniken, sowie das Halten des Gegners am Boden.

Judo (mit Jan Sommerer Sensei, 1.Dan)
Im Teil Judo wurde vom Referenten spontan darauf eingegangen, dass nicht jeder der Teilnehmer eine im Judo übliche Jacke aus festem Material an hatte. So zogen Jan Sommerer und Christian Helmuth ihre Jacke aus und unterrichteten Wurftechniken, die auch ohne Judoanzug möglich waren. Begonnen wurde mit einem O-Soto-Gari, wobei Sommerer deutlich machte, dass das Brechen des Gleichgewichts des Gegners bzw. Partners ein unerlässlicher Faktor in der Durchführung von Wurftechniken ist. Anschließend erfolgte eine Variation dieser Technik, die im Judo als O-Soto-Otoshi bekannt ist. Nach diesen Würfen aus der Gruppe Ashi-Waza (Fußwürfe) wurde mit der Kategorie Te-Waza (Handwürfe) fortgefahren. Auch hier wurde mit einer Grundtechnik begonnen, dem Ippon-Seoi-Nage der im weiteren Verlauf seinen Übergang zum Seoi-Otoshi fand. Bei diesen Würfen wurde auch auf häufig gemachte Fehler aufmerksam gemacht und deren Auswirkung auf die Wurftechnik. Im Anschluss erfolgten noch Techniken wie Tai-Otoshi (Te-Waza) und O-Goshi aus der Koshi-Waza (Hüftwürfe). Abschließend wurde auch eine Variante des Sumi-Gaeshi aus der Ma-Sutemi-Waza (Selbstfallwürfe nach hinten) als Übergang vom Stand in den Boden gezeigt, der auch als Hik-Komi-Gaeshi bekannt ist. Hier wurde besonders auf die Möglichkeit des Aufrollens auf den Partner eingegangen, um eine Festlege- oder Hebeltechnik ausführen zu können. Am Ende dieses Lehrgangsabschnittes hatten die Teilnehmer einen kleinen Einblick in die Vielfältigkeit der Wurftechniken aus dem Judo. Zur Freude des Referenten konnte eine Teilnehmerin sogar feststellen, dass sie jetzt eine Wurftechnik endlich versteht, die sie bereits seit Jahren verzweifelt versucht zu meistern.

Insgesamt gesehen war dieses Budoseminar wieder ein großer Erfolg für die IAWO. Einige Teilnehmer machten bereits ihre Zusage für das Budoseminar 2014. Mit großem Applaus wurden die jeweiligen Referenten von ihren Teilnehmern verabschiedet.

IAWO-Fachvertreter


(Wolfgang Gröger links, Ralf Kürschner rechts)

(Lamine Doumbia links, Matthias Freund rechts)
 
(Wolfgang Gröger links, Ralf Kürschner rechts)
 
(Lamine Doumbia rechts)


(Walter Neubauer)


(Wolfgang Gröger links, Joachim Schweitzer rechts)


(Alexander Imhof rechts, Walter Neubauer links)


(Joachim Schweitzer rechts)


(Christian Hellmuth rechts, Lamine Doumbia links)


(Joachim Schweitzer)


(Patrick Schneider links, Joachim Schweitzer rechts)


(Christian Hellmuth rechts, Jan Sommerer links)


(Christian Hellmuth oben, Jan Sommerer unten)


(Christian Hellmuth rechts, Jan Sommerer links)

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