Akupressur / Shiatsu
für Budokas und Kampfsportler

Zurück zu  Übersicht

Akupressur und Shiatsu - ein weiteres Highlight, das die themenreiche Vielfalt der jährlichen Lehrgangsreihe der IAWO unterstreicht und die Kompetenz dieses Verbandes in Sachthemen über den Kampfsport hinaus aufzeigt. Zu diesem am 18.02.2012 von der IAWO in Zusammenarbeit mit der Budo-Akademie-Bayreuth veranstalteten Lehrgang konnten daher zahlreiche Teilnehmer aus verschiedenen Bundesländern im Bujinkan Dojo Bayreuth begrüßt werden.

Für dieses interessante und außergewöhnliche Thema konnte zum wiederholten Mal Wolfgang Gröger als Referent gewonnen werden. Neben der Kampfkunst und dem Kampfsport beschäftigt sich der Diplom-Ingenieur und pensionierte ehemalige Technische Vizedirektor der Universität Bayreuth intensiv seit etwa 25 Jahren mit alternativen Heilmethoden. Durch die besondere Thematik seiner Lehrgänge und Seminare und seine herausragende Persönlichkeit und Art der Präsentation ist er als Trainer und Coach seit langer Zeit über die Landesgrenzen hinaus bekannt geworden.

Altchinesische Heilkundige und Philosophen erforschten schon sehr früh die Krankheiten der Menschen. Aufbauend auf den taoistischen Lehren entwickelte sich ein Heilsystem, das sich grundlegend von der westlichen Medizin unterschied. Nach Auffassung der chinesischen Heilkunde ist das freie und ungehinderte Fließen der Lebensenergie Chi (chin.) oder Ki (jap.) oftmals wichtiger als das ordnungsgemäße Funktionieren der Organe, Muskeln, Nerven und Knochen. Diese Energie zirkuliert in dieser Lehre ständig in geschlossenen Bahnen, den sogenannten Meridianen, im Körper und nahe an der Körperoberfläche. Diese aus China stammende Heilkunst ist eine der ältesten und bewährtesten natürlichen Heilmethoden und unter dem Begriff Akupunktur bzw. Akupressur (Punktdrücken) bekannt. Ein neueres System ist Shiatsu (Fingerdruck), welches Anfang des 20. Jahrhunderts von dem japanischen Therapeuten Tamai Tempaku entwickelt wurde und neuere Erkenntnisse der westlichen Medizin enthält. Shiatsu stellt somit eine modifizierte Lehre zur chinesischen Heilmethode dar. Großmeister Dr. Masaaki Hatsumi Sensei (Japan) lehrt, ein auf den historischen Grundlagen basierendes System mit dem Namen Amatsu Tatara aus Hichi Buko Goshin Jutsu.

Neben allgemeinen Grundlagen wurde zunächst der Aufbau der fernöstlichen Heilkunst auf dem Prinzip des Yin-Yang (chin.) bzw. In-Yo (jap.) behandelt. Hier geht man davon aus, dass es in der Regel zu einer Minderung des körperlichen und/oder geistigen Wohlbefindens kommen kann, wenn das Gleichgewicht dieser polaren Kräfte gestört ist, da die einander ergänzenden und entgegen wirkenden Kräfte ständig ein Gleichgewicht anstreben.

Viele Erscheinungsformen und Kräfte des Kosmos, in der Natur und im Menschen werden somit entweder nach Yin / In oder Yang / Yo unterschieden. So sind nach diesen Prinzipien auch die Organe den Meridianen zugeordnet. Die chinesischen Heilkundigen fanden 12 Hauptverbindungsleitungen (Meridiane)  spiegelbildlich auf beiden Seiten des Körpers. Man differenziert diese 12 Hauptmeridiane nach10 jeweils einem Organ und 2 jeweils einer Funktion zugeordnet. Hiervon sind wiederum jeweils 6 Meridiane (5 Organ- und 1 Funktionsmeridian) einerseits Yin / In und andererseits Yang / Yo zugehörig. Die untereinander verbundenen Meridiane bilden als Ganzes ein zusammenhängendes Energiesystem (Meridianumlauf), das die Gesundheit des Körpers und des Geistes aufrechterhält. Die meisten relevanten Akupressurpunkte liegen entlang der Hauptmeridiane. Man kommt hier mit relativ wenigen Punkten aus, welche in der Regel mit der Kuppe des Zeigefingers, des Mittelfingers oder des Daumens akupressiert werden.

Es wurden anschaulich die 12 Hauptmeridiane mit Verlauf, Funktionen und Symptomen dargestellt, auf Sonder-, Neben- und Muskelmeridiane eingegangen, die verschiedenen Punktarten (Harmonisierungs-, Beruhigungs-, Spezialpunkte, usw.) und ihre Wirkung vorgestellt, das Finden der Behandlungspunkte beschrieben und gezeigt und die Methoden (Grifftechniken: Drücken, Teilen, Schieben, usw.) sowie Grundregeln der Akupressurtechnik erläutert. Das Finden der Behandlungspunkte wurde zudem in großzügigem Zeitrahmen von den Teilnehmern praktisch geübt.

Nach den allgemeinen Hinweisen folgten Behandlungsbeispiele für den Alltag, geordnet nach Indikation/Punkt/Technik (z.B. bei Zahnschmerzen, Müdigkeit, Nervosität, Kniebeschwerden, usw.) und speziell bei Verletzungen im Sport, Budo und Alltag (Krämpfe, Schwellungen, Zerrungen, Verstauchungen, usw.), aber auch gegen Lampenfieber vor einem Wettkampf oder Auftritt sowie die Zuordnung der einzelnen Punkte zu den Punktarten. Weiterhin wurde die proportionale Messung über das Cun-Maß, auch Körperzoll genannt, erklärt. Präventive und behandelnde Übungen für bestimmte Körperpartien (z.B. Nacken, Kniegelenke, Schultern, Rücken, usw.) wurden auch erläutert und geübt.

Sowohl Akupressur als auch Shiatsu sind Techniken für eine ganzheitliche Gesundheit. Mit diesen Möglichkeiten werden nicht die Anzeichen einer Krankheit, sondern die Krankheit selbst behandelt. Die Lebensenergie Chi / Ki kann an den Druckpunkten entlang der Meridiane durch Akupressur und Shiatsu gesteuert werden. Wolfgang Gröger wies immer wieder darauf hin, dass zwar Akupressur bei vielen Alltagsbeschwerden eingesetzt werden kann, aber im Zweifel immer ein Arzt konsultieren werden sollte. Auch sind mitunter Erste-Hilfe-Maßnahmen durchzuführen (gem. Rettungskette).

Ausgestattet mit weitreichenden Unterlagen, begleitet von begeistertem Applaus für den Referenten und der Erkenntnis, einen gelungenen Tag verbracht zu haben, endete der Lehrgang mit der Vorfreude der Teilnehmer auf die unterschiedlichen und interessanten Themenbereiche der kommenden Veranstaltungen. (Informationen zum Jahres-Lehrgangsprogramm 2012 der IAWO siehe IAWO-Homepage - iawo.de).

Joachim Schweitzer, Shihan 8. DAN
(Mitglied der IAWO e.V.)

 
 

Zurück zur Übersicht