Teacher-Seminar der IAWO
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Auch 2011 lud der Präsident der IAWO - Dipl. Ing. Wolfgang Gröger, Shihan 13. Dan - zum alljährlichen Trainerlehrgang ein. Dieser fand in angenehmer Atmosphäre in den Tagungsräumen des Schlosses Thurnau am Samstag und Sonntag, den 19. und 20. März, statt. Ziel der Teacher-Lehrgänge ist es, die Kampfsporttrainer/innen in ihren fachlichen, methodischen wie auch sozialen Kompetenzen zu schulen und ihnen vor allem die große Verantwortung, die sie für ihre "Schützlinge"  tragen, nachhaltig bewusst zu machen. Um dies sicher zu stellen, muss jeder der Teilnehmenden eine schriftliche Prüfung über die behandelten Inhalte ablegen. Das Bestehen dieser Prüfung ist zwingende Voraussetzung um die Teacher-Lizenz zu erhalten. Darüber hinaus sind die autorisierten Trainer dazu angehalten in regelmäßigen Zeitabständen ihre Lizenz zu erneuern, denn nur so kann ein hohes Niveau des Kampfsporttrainings, für welches der Verband IAWO steht, gewährleistet werden.

Nachdem Wolfgang Gröger die teilnehmenden Kampfsportler/innen herzlich begrüßte und in der Runde vorstellte, wies Dr. med. Frank Rösch (Facharzt für Chirurgie, Unfallchirurgie und Notfallmedizin) die Anwesenden in die Grundlagen der Ersten Hilfe ein. Anhand der Rettungskette (Absichern - Notruf und Sofortmaßnahmen - weitere erste Hilfe - Rettungsdienst - Krankenhaus) wurde verdeutlicht, wie die Ersthelfer im Notfall handeln sollen um die Zeit, bis professionelle Hilfe eintrifft, überbrücken und somit auch den späteren Heilungsverlauf positiv beeinflussen zu können. Zudem wurde erörtert, welche Sofortmaßnahmen bei welchen Verletzungen (von Bewusstseins-, Kreislauf-, Atemstörungen, Blutungen, Brüchen, Verbrennungen, bis hin zu Vergiftungen) geeignet sind. Neben anschaulichem Foto- und Filmmaterial hatte jeder Teilnehmer die Möglichkeit an einer Dummy Puppe die Beatmung und Herzdruckmassage (Herz-Lungen-Wiederbelebung HLW) zu üben

Wolfgang Gröger, Shihan 13. Dan, der viele Jahrzehnte an Erfahrung im Bereich des Kampfsportes und der Kampfkunst nachweisen kann, erläuterte die Grundsätze eines qualitativ hochwertigen Trainings: neben der Qualifikation des Trainers spielt es eine große Rolle im Training ausreichend Sicherheit zu gewährleisten, um die Gesundheit der Trainierenden nicht zu gefährden. Hierzu gehört es, die individuellen Faktoren (Alter, Geschlecht, physische und psychische Konstitution) der Kampfsportler zu berücksichtigen und adäquate Methoden und Übungen für das Aufwärmen, Technik- und Ausdauertraining auszuwählen. Ergänzend zur Darstellung von geeigneten Dehnübungen für den Budosport wurde  darauf eingegangen, welche Übungen sich als unfunktionell erweisen und vor allem welche Konsequenzen diese bei länger währender Durchführung nach sich ziehen (z.B. irreversible Schäden der Lendenwirbelsäule oder Überdehnung des Längsbandes); hierbei griff Shihan Gröger, 13. Dan, auf Ergebnisse verschiedener sportwissenschaftlicher Studien zurück, da ihm viel daran gelegen ist, aktuelle Erkenntnisse aus der Literatur in seine Lehre einzubinden, wodurch er eine bestmögliche Verknüpfung von Theorie und Praxis bewirkt.

Den ersten Seminartag beendete Roland Rausch, Renshi 4. Dan (im Sicherheitsgewerbe als Personenschützer, Privatdozent und IHK Prüfungsausschussmitglied tätig) mit dem Thema "Verbotene Waffen, Gebrauch von Waffen und rechtliche Konsequenzen". Hierbei wurden wichtige gesetzesmäßige Grundlagen (u. a. waffenrechtliche Bestimmungen und Vorschriften, Verstöße gegen das WaffG und seine strafrechtlichen Konsequenzen sowie Gesetzesänderungen) vermittelt. Neben der Abgrenzung von legalen und illegalen Waffen, die zur Selbstverteidigung dienen (Paralyzer, CS-Gasen, etc.) bildeten die rechtlichen Grundlagen zum Waffengebrauch einen Schwerpunkt des Vortrages. Besonders für Budosportler ist es unerlässlich zu wissen, unter welchen Voraussetzungen der Waffenbesitz oder beispielsweise der Gebrauch bei Vorführungen legitim ist und welche Waffen grundsätzlich verboten sind (z.B. Wurfsterne, Nunchaku und Kyoketsu Shoge).

Der Morgen des letzten Seminartages begann mit dem Themenpunkt "Verbandswesen der IAWO". Dipl. Ing. Wolfgang Gröger (Shihan, 13. Dan) stellte die Historie des Verbandes von der Gründung bis hin zu aktuellen Entwicklungen dar, indem er neben der Verbandsführung auch die Fachbereiche inklusive Fachbereichsvertreter, die Dan-Kommission und derzeitig angebotene Budo-Sportarten präsentierte. Des weiteren wurde auf interessante künftige Veranstaltungen verwiesen, wie beispielsweise das Budo Seminar am 14. Mai in Bayreuth, St. Georgen, welches bereits letztes Jahr erfolgreich stattgefunden und positive Resonanz erzeugt hat.

Im Anschluss schilderte Joachim Schweitzer (Dipl. Ing, Verhaltenstrainer, 7. Dan) sein Konzept "Gewaltprävention und Selbstbehauptung" um den Kampfsporttrainern neue Handlungsfelder und Herausforderungen aufzuzeigen. In diesem Konzept geht es darum, verschiedene Zielgruppen (vom Kindergartenalter bis hin zur Adoleszenz) davor zu schützen, Opfer von Gewalt zu werden. Erreicht werden soll dies, indem man darauf abzielt die Persönlichkeit und das Selbstbewusstsein der Kinder und Jungendlichen zu fördern, ihre Sozial- und Stresskompetenz zu stärken sowie ihre vorhandenen Stärken zu optimieren und gleichzeitig Verhaltensdefizite abzubauen. Verhaltensweisen, die insbesondere durch Bewegungs-, Körper- und Selbstverteidigungstraining gelehrt wurden, können im Outdoor-Teil des Seminars ausprobiert werden. Bei dieser Seminarkonzeption sind der Präventionsgedanke, der interaktive und zielgruppenorientierte Aufbau und das Anstreben nachhaltiger Effekt durch Einbezug der Eltern sowie ein weiterführendes Training wichtig. Auch Konfliktmanagement, Deeskalation und Motivationstrainings stellen laut Joachim Schweitzer interessante Aufgabenfelder für Kampfsporttrainer dar.

Zu guter letzt hielt Christian Hellmuth, Kyoshi 5. Dan, Vizepräsident der IAWO und Polizeibeamter, einen Vortrag zu Notwehr, Notwehrexzess und Nothilfe. Dabei definierte er die Begriffe anhand der entsprechenden Paragraphen des Strafgesetzbuches und explizierte, dass eine Handlung zur Verteidigung nicht rechtswidrig ist, wenn sie erforderlich war um einen gegenwärtigen Angriff abzuwehren und gleichzeitig die Verteidigung den Grundsatz der Verhältnismäßigkeit der Mittel erfüllt hat. Nach den gesetzlichen Grundlagen verdeutlichte Kyoshi Hellmuth anhand diverser Fallbeispiele, was unter den gesetzlichen Begrifflichkeiten in der Praxis zu verstehen ist (z.B. unter erforderlich, gegenwärtig, rechtswidrig, vgl. § 32 StGB) und was der Begriff "Putativnotwehr" meint (der Verteidiger nahm irrtümlich die Voraussetzungen für eine Notwehr an, die allerdings objektiv nicht gegeben waren). Gerade für Kampfsportler ist es von Bedeutung zu wissen, wie weit Notwehr geht, was unter dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit zu verstehen ist und inwiefern sie in Gefahrensituationen im Sinne der Nothilfe eingreifen können. Ein Kampfsportler sollte die Situation jedoch nie unterschätzen und stets bedenken: "wer lächelt anstatt zu toben, ist immer der Stärkere".

Nach Ablegen der schriftlichen Prüfung und Danksagung an die Referenten und Teilnehmer und Teilnehmerinnen, kam der Lehrgang zum Abschluss. Die Vielzahl der Anwesenden, von denen einige freiwillig partizipierten (d.h. ohne dass eine Prüfung zur Lizenzverlängerung nötig war) zeigte, wie ernst dieser Trainerlehrgang unter den Verbandsmitgliedern gesehen wird.

Bianka Hoffmann
2.Kyu
3R Bushido Kampfkünste


Dr. Frank Rösch

Dr. Frank Rösch (rechts) beim Erklären der HLW

Wolfgang Gröger
 
Joachim Schweitzer
 
Roland Rausch


Christian Hellmuth

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