Am 04.07.09 fand in Bayreuth in der Gaststätte
"Grüner Baum" ein ganz besonderer Lehrgang statt. Wolfgang Gröger, 13. Dan
Bujinkan Budo Taijutsu, hatte zum Seminar mit dem Thema "Realistische
Selbstverteidigung in einer Gaststätte" eingeladen. Um das Thema möglichst
realitätsnah präsentieren zu können, wurde der Lehrgang aus dem mit Matten usw.
ausgestatteten Dojo eben in ein Restaurant verlegt.
Unter den etwa 20
Teilnehmern befanden sich u. a. Sicherheitsfachkräfte, Budoka mit hohen
Meistergraden aus dem Frankfurter und Schweinfurter Raum, aus Kulmbach und
natürlich auch aus Bayreuth und Umgebung.
Trainiert wurde in normaler Straßenkleidung um
der Realität möglichst nah zu kommen. Gröger zeigte wie man sich mit
Alltagsgegenständen und Gegenständen der Umgebung effektiv verteidigen kann. So
kamen beispielsweise Zeitung, Schlüssel, Handy, Spray, Glas mit Inhalt, Stuhl,
Aschenbecher, Tasche etc. zum Einsatz.
Die besondere Lokation ermöglichte es, die Besonderheiten kennen zu lernen, die
es mit sich bringt, wenn man sich im Sitzen verteidigen muss. So zeigte Gröger
zunächst einige Techniken in der Standardausführung und passte diese Techniken
dann an die Lage an. Dabei muss man auf die beengten Verhältnisse, Hindernisse
wie Tische und Stühle Rücksicht nehmen. Allerdings bietet die Umgebung auch
einige Gegenstände, die gut für eine Selbstverteidigung taugen. So findet man
üblicherweise z.B. ein Besteck, eine Zeitung oder auch ein Mobiltelefon, die
alle dazu dienen können, sich effektiv zu verteidigen. Auch ein gefülltes Glas,
bzw. dessen Inhalt, kann man Nutzen, um einen Aggressor abzulenken. Sogar mit
einem Aschenbecher, sofern in einer Gaststätte vorhanden, kann man seine Chancen
bei Handgreiflichkeiten erhöhen.
Auch der durch die Verteidigung mit dem Wasserglas feuchten Steinfußboden
stellte die Trainierenden vor die Herausforderung, mit einem glitschigen Boden
zurecht zu kommen.
Im Anschluss an die Verteidigung im Gastraum wurde der Lehrgang dann in das
Treppenhaus und den Gang des Gasthauses verlegt. Auch hier ist durch die
Treppenstufen eine Situation gegeben, wie man sie in dem auf sicheres Training
ausgelegten Dojo nicht findet. Daher mussten die Trainierenden mit doppelter
Aufmerksamkeit trainieren, um Verletzungen zu vermeiden.
Schließlich wurde dann auch noch die Gästetoilette des Lokals Schauplatz eines
Lehrgangteiles. War es bereits zwischen den Tischen und Stühlen eng, so wurde es
jetzt noch deutlich enger. Es wurden verschiedene Situationen gezeigt und
trainiert, wie man die Gegebenheiten nutzen kann, um sich dort zu verteidigen.
Hat eine Frau z.B. Haarspray oder Deo dabei, so lässt sich dies wunderbar
einsetzen, wenn es mal hart auf hart kommen sollte.
Als letztes wurde schließlich noch der Themenbereich Selbstverteidigung im Auto
behandelt. Dabei muss unterschieden werden ob die Verteidigung auf einem
Parkplatz außerhalb des Autos oder innerhalb des Autos stattfindet. Weiterhin
gibt es noch die besondere Situation wenn sich ein Auto in Fahrt befindet, da
hierdurch neben dem Unheil durch Handgreiflichkeiten ja auch die Gefahr eines
Unfalls droht. Deshalb ging Gröger hier auch auf die entsprechenden
Verhaltensweisen ein. Auch der Gurt im Auto ist ein Faktor den man sonst nicht
hat. So kann ein Gurt z.B. verwendet werden um vom Rücksitz aus gewürgt zu
werden. Dies erfordert natürlich eine schnelle und effiziente Verteidigung, die
aber durch den Sitz, Kopfstützen etc. erschwert wird. Auch das schnelle
Verlassen des Autos wenn man angegurtet ist, muss gründlich geübt werden.
Nach diesem Seminar bedankten sich die zahlreich erschienen Teilnehmer erschöpft
mit einem kräftigen Applaus. Das Seminar war sicherlich etwas besonderes und
fand deshalb bei den Teilnehmern großen Anklang. Neben Seminaren wie z.B. das
Gotonpo in Schneeberg, bei dem in freier Natur, wie z.B. im Wald trainiert
wurde, war auch dieses Seminar erneut darauf ausgelegt die Teilnehmer aus der
"Trainingssituation" zu nehmen und die Vorbereitung für den Ernstfall zu
verbessern. Ein interessantes Konzept, das die IAWO sicherlich auch weiterhin
anbieten wird.
Christian
Daller |