Benefiz-Seminar
SV-Wettkampf und Budogala
der IAWO in Bayreuth

Am 23. und 24.04.2005 trafen sich Anhänger und Freunde asiatischer Kampfkünste zum 13. Internationalen Budoseminar und gleichzeitig erstem Selbstverteidigungswettkampf in Bayreuth.
Diese Veranstaltung gehört zu den größten und aufwendigsten, die seitens der IAWO organisiert werden. Der Präsident der IAWO Dipl. Ing. Wolfgang Gröger (Shihan 12. Dan), übernahm die gesamte Organisation und traf alle nötigen Vorbereitungen, unterstützt von seiner Frau Ingeborg.

In diesem Jahr unterschied sich die Veranstaltung jedoch nicht nur im Umfang und den Inhalten der Seminare. Die wohl bedeutendste Veränderung war die Ausschreibung als Benefiz-Seminar. Das bedeutet, dass grundsätzlich alle Einnahmen bestehend aus Lehrgangsgebühren, Startgebühren für den Wettkampf, Entgelder für die Speisen und Getränke und natürlich auch die Spendengelder ohne jedwede Kostenabzüge an ein Kinderheim in der Ukraine gespendet wurden.

Wo die Gelder landen? Das wurde auch Dr. Frank Rösch gefragt, der als aktiver Helfer die sozialen und hygienischen Missstände in der Ukraine erlebt hat. Seine Antworten und die mitgebrachten Bilder sprachen Bände.


Waschhaus für ca. 120 Kinder
 


Bett im Schlafsaal im Kinderheim
 


Helfer von links: H. König, H. Reichel
und Dr. Rösch vor Ort in der Ukraine


Wohnhaus, ein neues Fenster im I.OG


Ein WC für ca. 60 Kinder


Ofen im Schlafsaal im Kinderheim

Als unsere Tochter Stella gesund auf die Welt kam, sagte Dr. Rösch, waren wir so glücklich, ein gesundes Kind zu haben, dass wir uns sagten: Wir schenken uns Nichts mehr zum Geburtstag und Weihnachten sondern spenden das Geld für Kinder. Allerdings wussten wir über Jahre nicht, an wen wir unser Geld spenden sollten. Man weiß ja nie, ob das Geld auch dort ankommt oder in irgendwelchen Verwaltungen verschwindet. Also hat sich über die Jahre schon ein kleines Sümmchen angehäuft.
Durch Zufall (wie meistens im Leben) kam ich mit einem Anästhesiepfleger bei mir im Krankenhaus ins Gespräch, und der erzählte mir, dass er mindestens einmal im Jahr einen Hilfstransport in die Ukraine fährt. Er sagte: „Fahr doch mal mit!“, und ich hab spontan zugesagt. So hab ich dann im Frühjahr 2002 einen Transport mitgemacht, der für mich ein einschneidendes Erlebnis war. Wir haben Krankenhäuser und Kinderheime besucht. Mich hat es, als bis dahin Unbeteiligten, fast umgehauen, als ich die Verhältnisse sah. Als ich dann im Heim in die Augen dieser Kinderblicke sah, wusste ich, dass  mich das nie wieder loslassen würde.
Und so kam es dann auch. Seither fahre ich mindestens einen Transport im Jahr selbst in die Ukraine. Durch Zufall (einmal mehr) machte ich letzten Sommer die Bekanntschaft eines Mannes der seit vielen Jahren für den Senegal tätig ist und so 4-5 mal im Jahr dort hinfliegt. Auch dort haben wir mit einem Ultraschallgerät und einer Kiste voll Nahtmaterial helfen können. Im Dezember 2004 bin ich selber auch für 10 Tage dorthin geflogen, um direkt vor Ort zu helfen.

Ich hab dort die Strukturen in den Krankenhäusern, den Buschambulanzen und den Schulen sondiert, und werde, wenn es klappt, in diesem Herbst oder Winter wieder hinfliegen und eine Reihenuntersuchung organisieren, für Kinder die in die 1. Schulklasse kommen um wenigstens einmal in ihrer Kindheit komplett untersucht zu werden. Das Material dazu werde ich über Spenden von den Pharmafirmen organisieren.
Zu dem, was wir in und für die Ukraine tun, ist folgendes zu sagen: Wir, das sind Herr Helmut König, der Hauptverantwortliche von uns, er ist im Ruhestand und seit über 10 Jahren in der Humanitären Hilfe tätig. Er organisiert die Spenden und fährt ca. 5 bis 6 mal im Jahr Transporte in die Ukraine, wobei ich ihn mindestens einmal im Jahr begleite. Der dritte im Bunde ist Herr Horst Reichl. Er ist Anästhesiepfleger und mit einer Ukrainerin verheiratet.
Wir haben zwei Fahrzeuge und einen Anhänger, welche unter dem Logo der Malteser fahren, weil uns das doch so manche Tür öffnet; sind aber für Geld- und Sachspenden selbst verantwortlich.

Ganz wichtig ist mir zu betonen, dass kein Cent für Verwaltungskosten draufgeht!!!
Wir bringen jeden Euro, eher noch mit etwas Zuzahlung unsererseits an den Bestimmungsort. Ich bin hauptsächlich für die medizinischen Geräte, Medikamente sowie medizinische Fragen zuständig. Wobei ich natürlich auch Sachspenden zusammenfahre und im Lager packe und sortiere. Außerdem kümmere ich mich auch neben Helmut um die Öffentlichkeitsarbeit.

In der Ukraine betreuen wir derzeit zwei Kinderheime für teilweise behinderte oder zurückgebliebene Kinder, Waisen, Halbwaisen oder Kinder aus sozial armen Familien. Wir renovieren die Heime und richten eine Lehrwerkstatt ein, damit die Kinder einen Beruf erlernen können und nicht mit 18 Jahren (dann müssen sie das Heim verlassen) ohne Perspektive auf der Strasse stehen.

Unser Motto ist: „HILFE ZUR SELBSTHILFE!“

Wir haben auch eine Nähstube eingerichtet, in der die Mädchen der umliegenden Dörfer das Schneidern lernen und sich damit ihren Lebensunterhalt verdienen können.
Unser letztes Projekt, das über mehrere Jahre ging, war die komplette Renovierung einer Infektionsklinik in Lemberg. Renovierung heißt nicht wie bei uns erneuern, sondern bedeutet erst einmal menschenwürdige Bedingungen zu schaffen. Wir haben eine Aktion laufen, in der für andere Kinder- und Altenheime für 100 Euro Spendengelder ein Bett mit zwei Nachtkästchen in der Ukraine gefertigt wird. Permanent beliefern wir das ganze Jahr Krankenhäuser mit medizinischem Material und Geräten. Ebenso gehen kontinuierlich Kleiderspenden an Bedürftige, auch in Rumänien (Rumänien fahren wir derzeit nicht selbst an, aber wir denken schon darüber nach, dorthin zu fahren).

Ich organisiere zudem den Austausch zwischen ukrainischen und deutschen Ärzten, denn es kann der eine vom anderen lernen. Auch versuche ich Behandlungen, die in der Ukraine unmöglich durchzuführen sind, kostengünstig oder kostenfrei in Deutschland durchführen zu lassen.

An dieser Stelle sei gesagt, dass Dr. Frank Rösch als Oberarzt und stellvertretender Chefarzt im Pegnitzer Krankenhaus tätig ist und diese ganzen Aktivitäten in der ohnehin schon knapp bemessenen Freizeit mit Unterstützung seiner Frau Astrid durchführt.

Damit aber auch einiges an Spendengeldern zusammenkam, bot die IAWO den Teilnehmern ein reichhaltiges und spektakuläres Wochenende. Präsident Wolfgang Gröger begrüßte die Teilnehmer und stellte die jeweiligen Seminarleiter vor. Durch das vielfältige Angebot an Kursen (es fanden bis zu 4 Seminare parallel statt) fand sich für jeden Teilnehmer individuell und seinen Interessen entsprechend etwas Passendes.


Ralf Kürschner links vorne


Bodenkampf mit David Müller


Bruno Keller links und Mathias Wolert

Parallel zu den ersten Kursen kämpften die Budo-Freunde um die begehrten Pokale im ersten Selbstverteidigungs-Wettkampf der IAWO. Hierbei galt es, in beliebiger Reihenfolge, einige laut Regelwerk vorgegebene realistische Angriffe erfolgreich, schnell und sicher abzuwehren. Pro Angriff gab es nur einen Versuch. Dadurch gewann dieser Wettstreit deutlich an Realitätsnähe. Getrennt nach weiblichen und männlichen Teilnehmern in den verschiedenen Altersklassen gaben alle ihr Bestes. Trotz der Effektivität der Techniken beachteten jedoch alle die oberste Regel: „Die Gesundheit des Gegenübers ist wichtiger als der Sieg“. So wurden gefährliche Techniken rechtzeitig abgestoppt bzw. bei den jüngeren Teilnehmern nur angedeutet (ist u. a. im Regelwerk zur strengen Beachtung angegeben).


Die Schiedskommission, bestehend aus Präsident Wolfgang Gröger (Shihan 12. Dan), Vice-Präsident Walter Neubauer (Shihan 9. Dan) und Jürgen Kampa (Shihan 6. Dan) richteten fair und bewerteten die Leistungen der einzelnen Teilnehmer. Teilweise stellten sie bei Punktgleichen Wettkämpfern zusätzlich die Aufgabe, weitere Angriffe zu bewältigen, um den endgültigen Sieger feststellen zu können. Die offiziellen Ergebnisse wurden nach der Abend-Gala bekannt gegeben.

Zeitgleich konnten diejenigen, die nicht am Wettkampf teilnehmen wollten bei Ralf Kürschner (Renshi 5. Dan) All-Style-Karate trainieren. Hierbei standen Schlag- und Trittkombinationen am Partner im Vordergrund, welche dann in die praktische Anwendung im Selbstverteidigungsbereich umgesetzt wurden. Am Ende der Einheit brachten die Kursteilnehmer die Halle mit gemeinsamem „Kiai“ (Kampfschrei) bei gleichzeitig ausgeführter Schlagtechnik fast zum Erzittern.

Parallel hierzu unterrichtete Frank Heuberger (1. Dan) Techniken aus dem Jeet-Kune-Do / Jun Fan Gung Fu. Dieses von dem legendären Bruce Lee zusammengesetzte Kampfsystem bildete eine interessante Alternative für die neugierigen und begeisterten Kursteilnehmer.

Gleichzeitig ging es in der Nachbarhalle zunächst etwas ruhiger zu. Hier stand Stretching auf dem Programm. Europameister und World-Cup-Sieger Thomas Renner (Renshi 4. Dan) zeigte den Kursteilnehmern verschiedene Möglichkeiten in Theorie und Praxis, die Dehnbarkeit und Elastizität ihres Körpers zu steigern. Dies war auch Vorbereitung auf seinen nachfolgenden Kurs, bei dem „Kicking“ (spezielle Tritttechniken) auf dem Programm standen. Hierbei waren neben den Techniken auch Distancegefühl und Partnerübungen für Kraft und Ausdauer die wesentlichen Schwerpunkte.

Und noch ein weiterer Kurs fand zeitgleich statt: Eskrima mit David Müller. Hierbei wirbelten die beiden ca. 80 cm langen Stöcke durch die Luft. Das gleichzeitige Führen stellte doch schon einige Anforderungen an die Koordinationsfähigkeit der Übenden. David Müller gab den Übenden jedoch reichlich Zeit und Unterstützung, um das Ausführen der Bewegungsabläufe zu erlernen.

Nach der Mittagspause ging es weiter. Dr. Frank Rösch vermittelte für interessierte Teilnehmer Wissenswertes über die medizinische Hilfe bei Unfällen im Kampfsporttraining. Ebenso hatten die Teilnehmer endlich einmal die Gelegenheit, den ehemaligen Unfallarzt mit jahrelanger praktischer Erfahrung im Hubschrauber- und Unfallwageneinsätzen all das zu fragen, was sie interessierte. In lockerer Atmosphäre lies Dr. Frank Rösch keine Fragen offen. Es war eine entspannte Einheit bevor sich auch diese Teilnehmer wieder ins „Kampfgeschehen“ stürzten.

Auch Straßenkampf mit Wolfgang Gröger stand auf dem Programm. Und hier zeigte der Experte wieder einmal, dass er zu recht zu den vielseitigsten und erfahrendsten Budo-Allroundern gehört. Schwerpunkt waren der Einsatz aller verfügbaren Mittel sowie verschiedener Alltagsgegenstände. Wolfgang Gröger verblüffte die Teilnehmer mit seinem schier endlosen Repertoire an Tricks und Kniffen, um den Angreifer abzuwehren.

Gleichzeitig unterrichtete Walter Neubauer einige Teilnehmer in den Techniken des Mittelalterlichen Europäischen Schwertkampfes. Er zeigte die Verwendung der verschiedenen Waffen und machte deutlich, dass auch in Europa ähnliche Techniken Anwendung fanden, die den Budo-Freunden aus den asiatischen Kampfsystemen bekannt waren.

Parallel dazu unterrichtete Jürgen Kampa zwei Einheiten Tae-Ki-Do und Kobudo. Hierbei kamen die speziellen Waffen der japanischen Bauern zum Einsatz. Der Sai (ein etwa 50 cm langer Metallstab mit kurzem Griff und angeschliffener Spitze, an dem zwei sich gegenüberliegende, zur Spitze hingebogenen Zinken von bis zu 15 cm Länge befinden – diese Waffe wurde von den Bauern als Heugabel verwendet), die Kama (eine einfache Reissichel), der Hanbo (Stock etwa 90 cm lang) und der Bo (Stock ca. 180 cm lang) kamen in dieser interessanten Einheit zum Einsatz. Die Handhabung der Sai und Kama erforderte zusätzliches Koordinationsvermögen, da diese Waffen in der Regel paarweise benutzt werden.

Leider mussten die ausgeschriebenen Kurse für Ju-Jutsu mit Vice-Präsident Markus Wenzel (Shihan 7. Dan) abgesagt werden, da dieser aufgrund einer Muskelverletzung ausfiel. Ersetzt wurden diese Lehrgangseinheiten von David Müller, der die Teilnehmer in speziellen Techniken des Bodenkampfes unterrichtete. Hierbei standen Techniken mit Widerstand des Gegners im Vordergrund, wie sie im Judo, Ju-Jutsu u. ä. sportlichen Wettkämpfen immer wieder stattfinden.

Die diesen Tag abschließenden Kurse hielt Martin Ashauer mit All-Style-Karate und Kickboxen. Hierbei zeigte Martin spezielle Grundtechniken und Partnerübungen für den sportlichen Wettkampf. Rüdiger Schmiedel (Kyoshi 5. Dan) demonstrierte eindrucksvoll Techniken aus dem Traditionellen Karate. Dabei beinhaltete die erste Einheit Grundtechniken und Grundlagen, der zweite Teil das Bunkai / Kumite, bei dem festgelegte Übungen mit dem Partner ausgeführt werden.

Den absoluten Höhepunkt des ersten Tages bildete jedoch die Abendgala. Zunächst begrüßte der Präsident der IAWO Wolfgang Gröger die ca. 100 Zuschauer bevor er den einzelnen Sportschulen die Gelegenheit gab, einen kleinen Ausschnitt aus ihrem Trainingsprogramm zu zeigen. Er begann mit einer Demonstration der Judosektion aus Bayreuth, welche einige spezielle und sehr beeindruckende Wurftechniken zeigten.

Shihan Wolfgang Gröger zeigte als Fachvertreter für Goshin-Taijutsu mit seiner Trainingsgruppe die effektive Verteidigung im Ernstfall, bei der er zum Schluss sogar einen Angriff mit einer Kettensäge abwehrte.

Die Kulmbacher Übungsgruppe unter Leitung von Oliver Gack (5. Dan), einer der ältesten Meisterschüler von Wolfgang Gröger, demonstrierte All-Style-Karate der hohen Schule. Dabei zeigten sie in einer kurzen aber sehr beeindruckenden Vorführung, die Vielseitigkeit der Techniken auch in Verbindung mit Waffenkampf.

Die Schweinfurter Tae-Ki-Do-Gruppe unter Leitung von Jürgen Kampa hatte sich etwas besonderes ausgedacht. Einen Showkampf in Zeitlupe! Dies erfordert nicht nur jede Menge Körperbeherrschung sondern ermöglichte dem Zuschauer auch einen genaueren Einblick in die Techniken, die sonst blitzschnell ausgeführt werden und im wirklichen Kampf kaum noch zu erkennen sind. Natürlich folgten dieser Übung noch einige imposante Techniken mit gewagten Sprüngen, die ein begeistertes Raunen unter den Zuschauern auslösten. Auch die anschließende Kata rundete den Einblick in diese vielseitige Kampfkunst ab.

Nochmals sahen die Zuschauer eine Vorführung der unter Leitung von Präsident Wolfgang Gröger. Diesmal zeigte er zusammen mit seinen Schülern Bujinkan-Budo-Taijutsu, die Kampfkunst der früheren Ninjas. Spektakuläre Waffen brachten den Zuschauern die kompromisslose und effektive Kampfkunst näher. Schnell wurde den Zuschauern deutlich, dass Wolfgang Gröger, als direkter Schüler von Großmeister Masaaki Hatsumi (Japan), seine Graduierung (den 10. Dan Bujinkan-Budo-Taijutsu) nicht umsonst trägt.

Im Anschluss zeigte die Asian-Combat-Academy aus Mylau unter Leitung von Ralf Kürschner eine Demonstration aus ihrem Trainingsprogramm. Neben ein paar Grundübungen mit dem Bo und Hanbo, waren Anwendungstechniken mit einem Wanderstock zu sehen. Ebenso demonstrierten die Mitglieder der ACA Abwehrmöglichkeiten ohne Waffen sowie auch den Einsatz eines Schlüsselbundes. Als Fachvertreter für Anti-Terror-Karate zeigte Ralf Kürschner  noch Techniken mit dem Tonfa und Polizeischlagstock sowie einige Verteidigungstechniken, mit auf dem Rücken durch Handschellen gefesselten Händen.

Danach zeigte Martin Ashauer (Trainer für Kickboxen an der Uni Bayreuth und Student der Uni, ebenfalls ein Schüler von Wolfgang Gröger) mit Christian Zenkel (auch ein Gröger-Schüler) einen Kickboxkampf im Leichtkontakt mit Schutzausrüstung um Verletzungen zu vermeiden.

Thomas Renner demonstrierte Wing Tsung. Hierbei wehrte er einige typische Angriffe ab, wobei er die Techniken jeweils in Zeitlupe und in richtiger Geschwindigkeit vorführte.

Traditionelles Karate der Extraklasse zeigte Rüdiger Schmiedel (Kyoshi 5. Dan). Zusammen mit Maximilian Heuss (1.Kyu) führte er zwei Katas vor und erklärte einzelne Elemente, um den Zuschauern deren Bedeutung näher zu bringen. Auch die anschließende Kata mit einem Schwert war sehr beeindruckend.

Zum Schluss zeigte Vice-Präsident Walter Neubauer (Shihan 9.Dan) zwei Bruchtests der Superlative. Zunächst zertrümmerte er zwei übereinander gelegte Ziegelsteine mit dem Handballen. Anschließend schlug er mit der Hand von oben auf die Öffnung einer mit etwas Wasser gefüllten Glasflasche und brachte diese damit zum Zerplatzen. Diese letzte Vorführung ließ unter den Zuschauern Ausrufe der Begeisterung laut werden.

Im Anschluss an die Demonstrationen wurden die Sieger des Selbstverteidigungs-Wettkampfes mit den Pokalen geehrt. Die jeweils ersten Plätze belegten: Ludwig Bolay aus Bayreuth (8-10 Jahre/männlich), Lena Bolay aus Bayreuth (10-12 Jahre/weiblich), Florian Schneider aus Kulmbach (10-12 Jahre/männlich), Pascal Oesterli aus Freudenstadt (13-14 Jahre/männlich), Tina Christiansen aus Bayreuth (15-16 Jahre/weiblich), Christian Zunner aus Bayreuth (15-16 Jahre männlich), Sindy Partsch aus Mylau (20-30 Jahre/weiblich), Sebastian Geist aus Bayreuth (20-30 Jahre/männlich), Stefan May aus Bayreuth (31-42 Jahre/männlich) und Bruno Keller (ab 43 Jahre/männlich). An dieser Stelle nochmals herzlichen Glückwunsch den Siegern und auch allen anderen Wettkampfteilnehmern für die hervorragenden Leistungen.

Damit fand der Abend bei einem Büffet (zubereitet wie es selbst Gourmet-Köche nicht besser könnten von Ingeborg Gröger) und Musik von „Teddy“ (bei dem es sich um keinen anderen als den Präsidenten der IAWO Wolfgang Gröger handelt, der bereits in jungen Jahren als Hobbymusiker sein Studium finanzierte und inzwischen als Geheimtipp für musikalische Unterhaltung gilt) einen gemütlichen Ausklang. Erst spät in der Nacht, nachdem bereits alle Gäste den Saal verlassen und die Aufräumarbeiten beendet waren, fand auch Wolfgang Gröger endlich seinen wohlverdienten Feierabend.

Am nächsten Morgen ging es weiter. Bujinkan-Budo-Taijutsu mit Wolfgang Gröger stand auf dem Programm. Diese alte Kriegskunst der früheren Ninjas ist so vielseitig, dass ein Menschenleben nicht ausreicht, um sie vollständig zu erlernen. Trotzdem finden die Teilnehmer der Kurse von Wolfgang Gröger immer wieder Techniken, Ideen und Anregungen, die sie mit in ihr zukünftiges Training einflechten können. Diesmal standen Techniken mit dem Bo auf dem Programm. Der Bo wurde in diesem Seminarteil nicht nur als Verteidigungswaffe eingesetzt. Vielmehr setzen mehrere Angreifer ihren Bo gemeinsam ein, um beispielsweise einen Verteidiger am Boden festzulegen oder seinen Hals mit vier um den Verteidiger stehenden Angreifern zwischen den 4 Bo’s einzuklemmen (dies war früher u. a. auch eine Transporttechnik). Dabei galt es, sich als Verteidiger mittels Körpereinsatz aus dieser misslichen Lage zu befreien und dann die Gegner zu überwältigen. Im zweiten Teil unterrichtete Wolfgang Gröger das sogenannte Ninja-Biken, die speziellen Schwerttechniken der früheren Ninjas. Hierbei legte er viel Wert auf das richtige Verständnis der Techniken und den jeweils notwendigen Körpereinsatz, der den Techniken die ungeheure Effektivität und Kraft verleiht. Auch das Einbauen von Täuschungselementen, um den Schwertkampf für sich zu entscheiden, waren Teil dieser Übungseinheit.

Parallel dazu unterrichtete Ralf Kürschner Anti-Terror-Karate. Hier standen Techniken im Vordergrund, die den Angreifer schnell Kampfunfähig machen und in eine für nachfolgende Transporttechniken günstige Lage brachten. Auch die Transportgriffe und ihre Einsatzmöglichkeiten waren Bestandteil dieser ersten Einheit. Im zweiten Teil kam der Tonfa und der Polizeischlagstock zum Einsatz. Nach einigen Grundschlägen und Stößen wurde mit dem Tonfa am Partner gearbeitet. Aufbauend an die vorangegangene Einheit konnten die Teilnehmer unter der Anleitung von Ralf Kürschner die zuvor gelernten Techniken nun in Verbindung mit dem Tonfa umsetzen. Zum Abschluss zeigte Kürschner noch einige Beispiele, wie der Tonfa bei Polizei und Sicherheitsfachkräften eingesetzt wird. So kann man damit beispielsweise den Angreifer am Ziehen einer Pistole hindern oder zwei Tonfas als Steighilfe beim Überwinden eines hohen Maschendrahtzauns einsetzen.

Nach der Mittagspause ging es weiter mit Wing Tsung. Thomas Renner vermittelte in seiner Seminareinheit zunächst Grundlagen dieser Kampfkunst und ging anschließend direkt auf das sogenannte Keilprinzip und Zentrallinienprinzip ein. Auch die Kettenfauststöße und Tritttechniken waren Bestandteil seiner Übungseinheit, die Thomas Renner mit Partnerübungen abschloss.

Gleichzeitig hatten die Teilnehmer des Judo-Seminars von Bruno Keller (1. Dan) und Mathias Wolert (1. Dan/Judo-Lehrer und Landes-Liga-Wettkampfrichter) die Gelegenheit, unter professioneller Anleitung Wurf und Bodentechniken zu erlernen und zu üben. Dabei kamen den Teilnehmern bereits vorhanden Kenntnisse der Fallschule und Wurftechniken zugute, sodass die beiden Seminar-Leiter das Niveau der Übungen schnell anheben konnten. Dabei machten sie jedoch deutlich, dass Judo als sportlicher Wettkampf kaum noch gefährliche Techniken beinhaltet. Dementsprechend mussten sich die Teilnehmer beim Üben etwas umstellen. Da Bruno Keller jahrzehntelange Wettkampferfahrung hat, konnte er zudem noch einige Variationen von Techniken vorzeigen, die den Teilnehmer beispielsweise für Ju-Jutsu-Wettkämpfe neue Möglichkeiten eröffneten.

Zusammenfassend kann man sagen, dass dieses Wochenende wohl eines der gelungensten und lehrreichsten Seminare der IAWO war. An dieser Stelle nochmals ein herzliches Dankeschön für die hervorragende Organisation an Wolfgang Gröger, die ausgezeichnete Bewirtung durch Ingeborg Gröger und an die Seminarleiter für die vielen lehrreichen Kurse von höchster Qualität.
Ob sich eine solche Veranstaltung im nächsten Jahr noch toppen lässt? Wir werden es sehen, wenn wir uns alle zum 14. Internationales Budo-Seminar der IAWO wieder sehen.

Ein bitterer Beigeschmack: Diese Benefizveranstaltung wurde von allen Teilnehmern mit ihren Beiträgen und Spenden unterstützt. Auch Schüler und Studenten fanden Möglichkeiten, um sich (nicht zu knapp) an dieser finanziellen Hilfe für das Kinderheim in der Ukraine zu beteiligen. Erschreckend war jedoch hier die Gleichgültigkeit einiger (zum Glück NICHT ALLER!!!) Seminarleiter, die sich weder veranlasst sahen, die Kursgebühr zu entrichten bzw. einen entsprechenden Betrag in die Spendenbox zu werfen. Dafür, dass von den Schülern erwartet wurde, dass sie sich alle beteiligen, hätte man auch erwarten können, dass die Lehrer als gutes Beispiel vorangehen. Allein ihr Wissen und Können kostenlos zur Verfügung zu stellen, sollte in so einem Fall nicht alles sein. Stattdessen kam es teilweise sogar noch zu Diskussionen, warum die Lehrer die bereitgestellten Getränke bezahlen sollten (auch dieser Betrag wurde vollständig in die Spendenkasse gelegt!). Es ist beschämend für die Organisatoren und die Teilnehmer, dass zu einer solchen Veranstaltung eine derartige Arroganz und Gleichgültigkeit zu Tage tritt. Leider fanden sich auch unter den Gästen nur wenige, die eine Spende entrichteten, obwohl sich fast alle ausgiebig an dem kostenlosen Büffet bedienten. Für diejenigen, die sich nunmehr doch noch auf ihre Solidarität und Vorbildfunktion besinnen an dieser Stelle nochmals die Gelegenheit sich an der Veranstaltung zu beteiligen:

Spendenkonto:

Maltesa Bayreuth, Stichwort Ukrainehilfe

Sparkasse Bayreuth
Konto Nr.: 9084500
BLZ: 77350110

 Ralf Kürschner