12. Internationales Budo-Seminar der IAWO


Wolfgang Gröger (links) demonstriert eine Schwertabwehr mit Harald Haider (rechts)
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Am 9. und 10. Oktober 2004 hatte das Internationale Budoseminar der IAWO seinen 12. Geburtstag. Zu dieser wohl größten Veranstaltung des Verbandes fanden sich ca. 50 Teilnehmer ein, um in den zahlreichen Lehrgängen ihre Kenntnisse in den verschiedensten Kampfkünsten zu vertiefen.

Der Präsident der IAWO Dipl. Ing. Wolfgang Gröger (Shihan 12. Dan) begrüßte die Teilnehmer auf das herzlichste in den alten Mauern von Schloss Thurnau. Dieses ungewöhnliche Ambiente sorgte bereits für eine spannungsgeladene Atmosphäre unter den erwartungsvollen Teilnehmern.

Nachdem Gröger die jeweiligen Seminarleiter vorgestellt hatte, eröffnete er die Veranstaltung, bei der jeweils parallel mehrere Kurse angeboten wurden, die von den Teilnehmern nach eigenen ermessen und wünschen besucht werden konnten.

In den ersten beiden Serien demonstrierte Gröger bereits wieder eindrucksvoll sein Können. Themen der ersten Übungseinheiten waren Techniken für die praktische Selbstverteidigung auf der Strasse. Gröger machte deutlich, dass hier nicht die Techniken, sondern viel mehr die Prinzipien der Verteidigung, Kampfgeist, Selbstvertrauen und Effektivität entscheidend sind. Der international geachtete Nahkampfexperte beeindruckte die Teilnehmer durch einfach nachvollziehbare Techniken, deren Wirkung auf den Angreifer mehr als deutlich wurde. Während des Übens überwachte Gröger die Teilnehmer und gab stets individuelle Tipps und Anregungen. Nach ca. 1 ½ Stunden bedankten sich die Teilnehmer für diesen lehrreichen Kurs mit kräftigem Applaus.

Im zweiten Teil demonstrierte Gröger traditionelle Schwertkampftechniken des Bujinkan-Budo-Taijutsu. Dabei legte Gröger sehr viel Wert auf die möglichst originalgetreuen Techniken seines Lehrers Dr. Masaaki Hatsumi aus Japan. Gröger erklärte zunächst das richtige Schwertziehen. Anschließend demonstrierte er die verschiedenen Haltungen und Grundschnitte, bevor es mit Partnerübungen (natürlich mit Holzwaffen) weiter ging. Immer wieder korrigierte Gröger die begeisterten Teilnehmer und erklärte dabei die Details des richtigen Körpereinsatzes und der Beinarbeit. Auch für diesen Teil bedankten sich die applaudierenden Teilnehmer herzlich bei Meisterlehrer Gröger.

Parallel zu Grögers Seminarteil hielt Walter Neubauer (Shihan 9. Dan) zwei Einheiten im Mittelalterlichen Schwertkampf. Neubauer ist als Karate-Experte kein unbekannter und beschäftigt sich seit einigen Jahren intensiv mit den europäischen Kampftechniken des Mittelalters. Dabei liegt seine Anstrengung in erster Linie in der möglichst originalgetreuen Überlieferung der Techniken. Als Hobby-Schmied fertigte er zudem für diverse Vorführungen Schaukampfschwerter nach originalgetreuen Vorlagen. Neubauer übte mit den begeisterten Kursteilnehmern verschiedene Grundtechniken (natürlich mit Übungswaffen aus Holz) und erklärte, wie vielseitig die Einsatzmöglichkeiten der verschiedenen Waffen waren. Voller Begeisterung bedankten sich die Übenden am Ende des Kurses bei Neubauer mit einem kräftigen Applaus.

Gleichzeitig wurde noch ein dritter Kurs angeboten. Dieser wurde von einem der Nachwuchstrainer der IAWO geleitet, der bereits auf eine überaus erfolgreiche Wettkampflaufbahn zurückblicken kann. Thomas Renner (Renshi 4. Dan) übte mit seinen Kursteilnehmern Techniken des traditionelle Kobudo. Diese alte Kampfkunst basiert weitgehend auf dem Einsatz von damaligen Bauerngeräten zur Verteidigung. So gehören Stöcke in verschiedenen Längen, Sichelwaffen, Sai-Gabeln und viele weitere Waffen in diesen Bereich. Renner, der bereits mehrfach erfolgreich an Formenwettkämpfen mit Waffen teilgenommen hatte (u. a. EM und WM-Meister), machte die Teilnehmer mit den einzelnen Geräten vertraut. Er erklärte den zweckmäßigen Einsatz und die richtige Körperbewegung, um den Techniken die optimale Wirkung zu verleihen. Auch bei ihm bedankten sich die Teilnehmer mit kräftigem Applaudieren.

Nach der Mittagspause ging es weiter. Markus Wenzel (Shihan 6. Dan) leitete zwei Einheiten aus dem Bereich Ju-Jutsu. Er zeigte den Teilnehmern, wie man nach einer Schlag- und Trittkombination in den Bodenkampf übergeht. Wenzel demonstrierte einige Haltegriffe und übte diverse Wurftechniken, welche ebenfalls aus Kombinationen heraus ausgeführt wurden.

Parallel dazu gab Harald Haider (Renshi 5. Dan) einen Seminarteil in traditionellem Bujinkan-Budo-Taijutsu. Hierbei beschränkte er sich auf die Grundformen der Kihon-happo, 8 vorgegebenen Grundtechniken, auf deren Basis weitere Techniken aufgebaut werden können. Im Anschluss konnten die Teilnehmer eine weitere Trainingseinheit in dieser Kampfkunst nutzen. Ilja Hoffmann (Shidoshi 7. Dan) war eigens für diesen Lehrgang aus Nottingham angereist. Der ehemalige Schüler von Shihan Wolfgang Gröger ging aus beruflichen Gründen vor einigen Jahren nach England, verlor aber nie die Bindung zu seinem Lehrer hier in Deutschland. Er demonstrierte verschiedene Techniken mit dem Bo (Stock ca. 180 cm). Dabei achtete er darauf, dass die Bewegungen möglichst so ausgeführt wurden, dass die gesamte Länge der Waffe ausgenutzt wurde. Immer wieder machte er deutlich, wie wichtig die richtige Distanz zum Angreifer ist, um seinen Attacken zu entgehen und selbst die entscheidenden Kontertechniken anzubringen.

Alle Lehrer bekamen kräftigem Applaus, als der erste Lehrgangstag endete.

Natürlich war damit das Programm noch nicht vorbei. Nach einer Erholungsphase trafen sich alle wieder zum gemeinsamen Beisammensein. Hier nun kam die Stunde, auf die viele Teilnehmer gewartet hatten. Einige Schulen hatten jeweils ein kleines Showprogramm vorbereitet. So demonstrierte die Sportschule Gröger, geleitet von Wolfgang Grögers Frau Ingeborg (Shihan 7. Dan) eindrucksvoll Goshin-Taijutsu und Bujinkan-Budo-Taijutsu. Als Präsident der IAWO und Lehrer der Sportschule Gröger zeigte hier Wolfgang Gröger den begeisterten Zuschauern, dass er mit seinen 61 Jahren noch lang nicht zu den alten Eisen gehört. Als Fachgruppenleiter für die beiden Nahkampfdisziplinen war er natürlich auch einer der Hauptakteure und zeigte allen, dass er trotz seiner ganzen Arbeit für den Verband und der aufwendigen und umfangreichen Organisation dieser großartigen Veranstaltung ohne viel Vorbereitung eine beeindruckende Demonstration mit seinen Bayreuther Schülern darbieten kann.

Im Anschluss zeigten die Schüler des Kampfsportzentrums Freudenstadt eine Show, die eine Mischung aus Kampfsport, Tanz und Akrobatik beinhaltete. Die Choreografie war sehr beeindruckend und die Zuschauer waren von den gezeigten Leistungen der noch sehr jungen Mitglieder aus Freudenstadt begeistert.

Die Asian Combat Academy aus Mylau unter Leitung von Ralf Kürschner (Renshi 4. Dan) ermöglichte einen kleinen Einblick in das Anti-Terror-Karate. Diese Disziplin ist erst seit kurzem wieder im Ausbildungsprogramm der IAWO und so konnte Kürschner als Fachgruppenleiter mit seinen Schülern erstmals in dieser Form die Schwerpunkte des Systems vorstellen. Dabei wurde Kürschner von seinem Lehrer und Freund Wolfgang Gröger unterstützt, der die einzelnen Techniken kommentierte und die kleine Vorführung zudem musikalisch unterlegte.

Eine weitere Darbietung zeigte die Tae-Ki-Do-Schule aus Schweinfurt. Unter Leitung von Jürgen Kampa (Shihan 6. Dan) zeigten seine Schüler einen Auszug dieser koreanischen Kampfkunst. Alle Gruppen ernteten reichlich Applaus für ihre gezeigten Leistungen und wurden am Ende nochmals gemeinsam mit riesigem Applaus belohnt.

Nun war der anstrengende Teil vorüber und der Abend konnte gemütlich ausklingen.

Nur einer durfte keine Pause machen. Wer es bis dahin noch nicht wusste, konnte sich nun selbst davon üb erzeugen, dass der Präsident der IAWO nicht nur ein Meister im Nahkampf ist, sondern auch ausgezeichneter Hobby-Musiker ist. Mit seiner 1-Mann-Anlage hat er schon auf so manchem Fest als „Teddy“ die Partystimmung entfacht und angeheizt.

Auch an diesem Abend zeigte er, was für ein Vollblutmusiker in ihm steckt. Neben Countryklängen und Elvis-Songs oder auch dem derzeit aktuellen Holzmichellied sorgten Lieder wie „Laurenzia“ für reichlich Erheiterung, zumal dazu alle aufgefordert waren, im Kreis aufgestellt, jedes „...Laurenzia....“ und jeden namentlich genannten Wochentag mit einer gemeinschaftlichen Kniebeuge zu beantworten. Die über 60 Kniebeugen wurden gegen Ende des Liedes natürlich immer schneller, so dass die lachenden Akteure doch sichtlich erleichtert waren, als der Schlussakkord kam.

So wurde gemeinsam noch gesungen und gelacht, bis der Abend gegen 22.00 Uhr beendet wurde. Schließlich stand einigen der Anwesenden noch ein weiter Heimweg bevor und am nächsten Morgen mussten ja alle wieder fit zur 2. Runde antreten.

Am Sonntag begrüßte Gröger wieder alle, bevor es mit den Lehrgängen weiter ging. Erneut ab es einen Lehrgang im Mittelalterlichen Schwertkampf mit Walter Neubauer, der nun auf die Techniken vom Vortag aufbaute und diese weiter vertiefte.

Auch Wolfgang Gröger gab stellte seinen schier unerschöpflichen Erfahrungsreichtum zur Verfügung. Aus dem Bereich Goshin-Taijutsu übte er mit den Kursteilnehmern die Verteidigung gegen bewaffnete Angriffe wie z.B. Messer, Stock, Kette oder Pistole.

Jürgen Kampa unterrichtete in zwei Einheiten einige Teilnehmer in Grundlagen und Techniken für Fortgeschrittene aus dem Tae-Ki-Do.

Der vierte parallele Kurs wurde von Ralf Kürschner geleitet. Der Nachwuchslehrer aus Grögers Schule zeigte einige Techniken des Anti-Terror-Karate. Hierbei speziell einige Transporttechniken und die Anwendung im „Security Combat“ bei dem z.B. eine dritte Person vor Angriffen geschützt werden sollte. Kürschner machte deutlich, dass es oft sehr schwierig ist, die Gefahr für eine andere Person abzuwenden, da diese ja in Panik verfallen und sich völlig entgegen der Verteidigung verhalten kann. Auch das Sichern der Umgebung und das Abführen des Angreifers waren Bestandteile dieser Seminareinheit.

Anschließend gab Markus Wenzel einen weiteren Kurs in Ju-Jutsu, wobei hier Wettkampftechniken im Vordergrund standen. Thomas Renner leitete parallel dazu eine weitere Einheit aus dem Kobudo und Ilja Hoffman übte mit den Anhängern des Budo-Taijutsu das Hojo-Jutsu (Seiltechniken), einen Teilbereich dieser alten Kriegskunst. Der Umgang mit dem Seil, das richtige Verknoten und blitzschnelle „Einwickeln“ des Gegners benötigte zwar einige Übung, bevor es funktionierte, machte den Teilnehmern aber sichtlich viel Spaß.

Am frühen Nachmittag fanden sich nochmals alle zusammen. Die Begeisterung stand allen ins Gesicht geschrieben und so mancher bedauerte, dass dieser hervorragende Lehrgang zu Ende ging. Gröger bedankte sich bei allen Akteuren für die hohe Qualität der einzelnen Seminare und bei den Teilnehmern für ihren Fleiß beim Üben.

Angesichts dieser Leistungen verlieh Gröger Markus Wenzel den 7. Dan Goshin-Taijutsu, Harald Haider den 6. Dan Goshin-Taijutsu, Ralf Kürschner den 5. Dan Anti-Terror-Karate, Frank Seidel den 4. Dan Goshin-Taijutsu und Ilja Hoffmann den 2. Dan Ju-Jutsu. Diese überraschenden Auszeichnungen bildeten den Abschluss der Veranstaltung. Natürlich verabschiedete sich niemand, ohne dem Präsidenten der IAWO für all seine Arbeit, die hervorragende Organisation und seinen außergewöhnlichen Einsatz zu danken. Diese beispielhafte und selbstlose Aufopferung machte eine solche Veranstaltung erst möglich; ein Wochenende, dass keiner so schnell vergessen wird und für das wir an dieser Stelle nochmals allen danken wollen; ganz besonders Wolfgang Gröger, unserem Präsidenten der IAWO.

Ralf Kürschner