Budo-Taijutsu in Reichenbach/Vogtland

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Vorne rechts Wolfgang Gröger

Das Bujinkan-Gröger-Dojo Netzschkau gehört sicher zu den jüngsten und kleinsten Schulen, die der IAWO angehören. Dennoch bat Dojo-Leiter Ralf Kürschner seinen Lehrer und Mitgründer des BGDN Shihan Wolfgang Gröger (10. Dan), kurzfristig einen Lehrgang in Reichenbach abzuhalten. Obwohl Grögers Terminkalender stets einige Termine aufweist, ließ er auch diesmal seine Schützlinge aus dem sächsischen Vogtland nicht lange warten.

So besuchte Gröger am 20.04.2002 das BGDN in seiner Trainingshalle in Reichenbach. Einige Mitglieder des BGDN kannten ihren Meisterlehrer bereits von anderen Lehrgängen und freuten sich sehr über das Wiedersehen.

Und nach ein paar einführenden Worten begann Gröger auch gleich mit dem Training.

Dr. Masaaki Hatsumi Sensei aus Japan hat für dieses Jahr als Schwerpunkttraining „Takagi Yoshin Ryu Ju-Taijutsu“ bestimmt. Damit war auch für diesen Lehrgang das Grundthema festgelegt. In Takagi Yoshin Ryu dominieren Hebeltechniken und Angriffe auf Schmerzpunkte. Und jeder der Shihan Gröger näher kennt, weiß, dass diese Techniken zu seinem absoluten Spezialgebiet gehören. Damit stand fest, dass das Seminar für Anfänger ebenso wie für Meisterschüler interessant und lehrreich sein würde. Sicher ein Grund für den Leiter der Schweinfurter Tea-Ki-Do-Schule Shihan Jürgen Kampa (6. Dan) und Grögers Meisterschüler Frank Seidel (3. Dan) aus Zwickau sich diesen Lehrgang nicht entgehen zu lassen.

Natürlich zeigte sich schnell, dass die neuen Mitglieder des BGDN mit komplizierten Hebeln noch große Schwierigkeiten haben. Aber Gröger verstand es, die Techniken so geschickt zu variieren und zu erklären, dass es alle nach wenigen Versuchen nachmachen konnten.

Immer wieder machte Gröger deutlich, dass es große Unterschiede von traditionellen Techniken zur modernen Selbstverteidigung gibt. Dennoch haben die Verteidigungstechniken den gleichen Ursprung, und das traditionelle Training bildet mit seinen Grundtechniken ein solides Fundament für die Selbstverteidigung in der heutigen Zeit. Unter diesem Gesichtspunkt erklärte Gröger auch, wie sich einzelne kleine Techniken zu einer effektiven starken Verteidigung harmonisch zusammenfügen lassen. Um diese Wechselwirkungen besser zu verdeutlichen, demonstrierte Gröger zunächst einige kleinere Techniken wie Fingerhebel, Handhebel oder Angriffe auf Nervenpunkte und andere empfindliche Stellen. Danach zeigte er traditionelle Techniken aus der Takagi Yoshin Ryu und machte deutlich, wie ein einfacher Armstreckhebel durch Zwicken in die Hautpartien des Oberarms und gleichzeitiges Verbiegen von ein oder zwei Fingern so extrem verstärkt werden kann, dass der Gegner keinen einzigen klaren Gedanken an eine eventuelle Gegenwehr findet. Natürlich lassen sich solche Kombination mit allen beliebigen Techniken verknüpfen. Gröger zeigte aber auch auf, wie wichtig solche Feinheiten für Hebel oder auch Würfe sind. „Der entstehende Schmerz oder entsprechende Ablenkung machen Hebel erst möglich.“ Oft versuchen körperlich schwächere Hebeltechniken an stärkeren Gegnern. Und ebenso oft scheitern sie bereits daran, dass der Gegner allein mit Kraft gegen den Hebel ankämpft. Um dies zu unterbinden zeigte Gröger verschiedene Möglichkeiten, den Gegner mit gezielten Griffen auf Nervenpunkte „gefügig“ zu machen. Schnell zeigte sich, dass es immer eine Weg gibt, einen Hebel an körperlich stark überlegeneren Gegnern auszuführen.

Natürlich beinhaltet auch Takagi Yoshin Ryu Ju-Taijutsu den Waffenkampf. So ging Gröger im zweiten Teil des Lehrgangs zu diesem Bereich über. Da im mittelalterlichen Japan die üblichste Waffe der Samurai das Schwert war, finden sich in jeder der 9 traditionellen Ninjutsu-Stile, die im Budo-Taijutsu unter Dr. Hatsumi zusamengefasst sind, viele Techniken, sich waffenlos gegen einen Schwertangriff zu wehren. Einige dieser Techniken zeigte Gröger den begeisterten Teilnehmern vor, verwies jedoch auf die Benutzung von Bokken (Holzschwert) beim Üben, um keine Verletzungen zu riskieren. Generell ist bei der IAWO das Benutzen von Stahlklingen nur den Meistern und dann auch nur zu Demonstrationszwecken vorbehalten.

Gröger selbst zeigte seine Übungen mit einem Katana (Samuraischwert) vor, um zu verdeutlichen, welche Bewegungen wichtig sind, um dem Gefahrenbereich der Klinge zu entgehen und wie Techniken ausgeführt werden müssen, damit man nicht in die scharfe Klinge fasst oder sogar „hinein rennt“.

Gröger ließ den Teilnehmern genügend Zeit, sich mit den Techniken vertraut zu machen und zu üben. Dabei beobachtete er aufmerksam und korrigierte geduldig die Fehler, welche sich gerade bei den Anfängern schnell einschlichen. Sicher eine Eigenschaft, die einen wirklichen Lehrer kennzeichnet.

Nach über 3 Stunden beendete Gröger den Lehrgang. Geschafft aber sehr glücklich bedankten sich die Schüler bei Ihrem Shihan für dieses hervorragende Seminar mit einem kräftigen Applaus. Natürlich hoffen wir auf ein baldiges Wiedersehen auf künftigen Lehrgängen und sicher auch einmal wieder in Reichenbach.

Ralf Kürschner

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