Lehrer der
Selbstverteidigung
Teil 1
mit Wolfgang Gröger Shihan 10. Dan
am 26. Januar 2002

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W. Gröger (hinten) und Ralf Kürschner (vorne)

Als Präsident der IAWO (International Asian Weapon Organization e.V.) erklärte sich Wolfgang Gröger bereit, die Ausbildung von einigen seiner Meisterschüler zum "Geprüften Lehrer der Selbstverteidigung" zu übernehmen. Dieser mehrteilige Lehrgang und die abschließende Prüfung sollen aktiven Sportlern und vor allem eigenständigen Trainern nützliches Wissen vermitteln, welches von diesen an die jeweiligen Schüler weitergegeben werden kann. Natürlich baut jeder Teil der Ausbildung auf ein solides Fundament an Vorkenntnissen auf. Deshalb werden auch nur Danträger (mind. 1. Dan) für die Abschlussprüfung zugelassen.

Am 26.01.2002 fand der erste Lehrgangsteil statt. Unter dem Motto "Allgemeine Selbstverteidigung für Kampfsportler" machte Gröger sehr schnell deutlich, worauf es bei der effektiven Verteidigung im Ernstfall ankommt.

So werden viele Wettkampftechniken auf der Strasse einfach unbrauchbar. Kleidung, Untergrund und Umgebung sind oft hinderlich. So ist zum Beispiel eine gedrehte Beintechnik in einer Ecke oder auf einer Treppe unmöglich. Ebenso fehlt die Zeit für eine ordentliche Erwärmung und das Verletzungsrisiko steigt extrem an.

Aber als fortgeschrittener Kampfsportler sollte man einen Überblick über Nerven- und Schmerzpunkte am menschlichen Körper haben und auch einige weitere empfindliche Stellen kennen. Dieses Wissen war Ausgangspunkt für Grögers Unterweisung. Und nun konnten die Teilnehmer sehen, dass sie wirklich einem Experten gegenüber standen. Schlag auf Schlag demonstrierte Gröger verschiedene Möglichkeiten, die besagten Stellen am Gegner so zu attackieren, um diesen Kampfunfähig zu machen.

Gröger trennte deutlich den sportlichen Aspekt vom praxisnahen Kampf und erinnerte die Teilnehmer auch daran, sich auf ihre ureigensten Waffen zurück zu besinnen. "Auch wenn manche Techniken nicht so elegant aussehen, wirken sie doch oft besser und überraschender." So wurde das Fassen des Gegners durch den Verteidiger mit gleichzeitigem Zwicken in empfindliche Hautpartien so extrem verstärkt, dass es oft schon für eine Abwehr von Kontaktangriffen (Festhalten, Umklammern) ausreichte.

Natürlich ist das Gebiet der Selbstverteidigung zu groß, um wirklich alles in ein paar Stunden unterzubringen. Aber Gröger machte deutlich, dass es im Grunde nur wichtig ist, bestimmten Prinzipien bei der Verteidigung zu folgen. Die Techniken gegen verschiedene Angriffe können oft sehr ähnlich oder sogar gleich sein und trotzdem an ihrer Wirkung nichts verlieren. Auf diese Art ist es auch möglich, eine effektive Verteidigung auszuführen, ohne vorher jahrelang regelmäßig zu trainieren.

Eine Tatsache, die einige Teilnehmer des Kurses bestätigen konnten, die selbst erst wenige Trainingseinheiten absolviert hatten und vom Schwarzgurt wohl noch einige Jahre entfernt sind. Denn auch wenn die Ausbildung in erster Linie für Meisterschüler gedacht ist, gibt Gröger stets auch allen anderen Interessierten die Möglichkeit, von seinen Erfahrungen und Lehrgängen zu profitieren und nimmt sich immer wieder die Zeit, sogenannte Anfängerfehler der Übenden zu korrigieren.

Natürlich konnten die Meisterschüler andere Techniken mit in die Verteidigung einflechten und die Abwehr durch Festlegen oder Transportgriffe abschließen. Dadurch entstand eine hohe Flexibilität unter den Übenden und es konnte immer der Situation entsprechend variiert werden ohne einem sturen Ablaufschema zu folgen. Ein Aspekt, auf den Gröger immer wieder aufmerksam machte. "Ein Angriff auf der Strasse ist nicht wie im Lehrbuch". Es gibt eben unzählige Möglichkeiten und dementsprechend muss sich der Verteidiger anpassen. So können Angreifer plötzlich verborgene Waffen benutzen oder auch durch Täuschung eine Verteidigung erschweren. In diesem Zusammenhang verwies Gröger auch auf die Wichtigkeit des richtigen Abstands zum Gegner und die damit verbundenen sinnvollen Techniken. Nicht zuletzt machte Gröger deutlich, dass auch jedweder Gegenstand in die Verteidigung eingebaut werden kann. Ob nun ein Schirm zum Schlagen verwendet wird oder dem Angreifer ein Schlüsselbund ins Gesicht fliegt – nahezu alles kann zu einer effektiven Verteidigung beitragen.

Am Ende des Lehrgangs waren alle begeistert und freuten sich bereits auf die folgenden Teile, in denen "Verteidigung für Personen ohne Kampfsporterfahrung", "Abwehr von bewaffneten Angriffen", "Frauenselbstverteidigung" und vieles mehr auf dem Programm steht, bevor einige Teilnehmer in einer theoretischen und praktischen Prüfung unter Beweis stellen dürfen, ob sie dem Titel "Geprüfter Lehrer der Selbstverteidigung" gerecht werden.

Ralf Kürschner

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